Was ist eine Fettabsaugung?
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Mit einer Fettabsaugung lässt sich überschüssiges Fettgewebe operativ beseitigt.
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Venenspezialisten nutzen die Liposuktion, um bei Frauen mit einem Lipödem das krankhaft vermehrte Unterhautfettgewebe abzusaugen.
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Ziele des Eingriffes sind, das Aussehen zu korrigieren und Beschwerden wie Schmerzen und geschwollene Beine zu lindern.
Als Fettabsaugung bezeichnen Ärzte die operative Entfernung von Fettgewebe. Für Phlebologen relevant ist diese auch Liposuktion genannte Behandlungsmethode bei Patientinnen mit einem Lipödem. Bei diesem chronischen Leiden, das praktisch ausschließlich Frauen trifft, ist das Unterhautfettgewebe krankhaft vermehrt. Das überschüssige Fett sammelt sich insbesondere an den Beinen und am Po symmetrisch an, Rumpf, Hände und Füße bleiben immer ausgespart. Deshalb kommt es zu einem Missverhältnis zwischen dem normal proportionierten Oberkörper und der voluminösen unteren Körperhälfte.
Dieses oft psychisch belastende, das Selbstwertgefühl beeinträchtige Aussehen zu korrigieren, ist ein Ziel der Fettabsaugung beim Lipödem. Das zweite lautet, die spürbaren Symptome und Folgeerscheinungen zu beseitigen oder zumindest zu lindern. Dazu gehören schwere, geschwollene Beine, Schmerzen und eine erhöhte Druckempfindlichkeit in den betroffenen Bereichen, die Bildung von blauen Flecken (Hämatomen) bei geringstem Anlass, sowie bei sehr ausgeprägten Fetteinlagerungen an den Oberschenkelinnenseiten ein Wundscheuern der Haut und ein gestörter Gang.
Während das Gros der Liposuktionen vor allem aus kosmetisch-ästhetischen Motiven durchgeführt wird, hat der Eingriff bei einem Lipödem somit klare medizinische Gründe. Allerdings birgt die Operation gewisse Risiken und garantiert auch nicht, dass die Patientinnen anschließend beschwerdefrei sind und lebenslang bleiben. Zudem werden die Kosten im Regelfall nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Frauen mit Lipödem, die eine Fettabsaugung in Erwägung ziehen, sollten sich deshalb vorab ausführlich beraten lassen – am besten von einem auf die Behandlungsmethode spezialisierten Venenarzt in ihrer Nähe.
Wann wird die Fettabsaugung eingesetzt?
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Beim Lipödem ist die Fettabsaugung erst eine Option, wenn andere Behandlungsmaßnahmen nicht wirksam waren.
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Krampfadern sollten vor einer Liposuktion beseitigt werden.
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Für den Eingriff sollte das Körpergewicht unter 120 Kilo liegen.
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Die Patientinnen müssen operationsfähig sein. Schwere Erkrankungen an Herz, Lunge, Leber oder Niere können einer Liposuktion im Wege stehen, eine Schwangerschaft verbietet die OP.
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Frauen, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, sollten möglichst zwei Wochen vorab mit dem Arzt Rücksprache halten. Er entscheidet individuell, ob die Mittel vor dem Eingriff vorrübergehend abgesetzt werden müssen.
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Krampfadern sind kein absoluter Ausschlussgrund, können aber bei der Operation ein Hindernis darstellen. Viele Experten empfehlen deshalb, ausgeprägte Varizen mindestens ein halbes Jahr vor der Fettabsaugung beseitigen zu lassen.
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Das Körpergewicht sollte unter 120 Kilo liegen. Patientinnen, die mehr wiegen, wird geraten, zunächst soweit abzunehmen und erst dann die Liposuktion durchführen zu lassen.
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Lange galt, dass bei einem bestehenden Lymphödem im Bein keine Fettabsaugung vorgenommen werden darf. Diese Ansicht haben wissenschaftliche Untersuchungen inzwischen ins Wanken gebracht. Trotzdem sollte bei Lipödem-Patientinnen mit begleitendem Lymphödem besonders sorgfältig abgewogen werden, ob der Eingriff eine Option ist.
Wie funktioniert eine Fettabsaugung?
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Bei der Liposuktion saugt der Arzt die Fettzellen mit einer Hohlnadel ab, die an eine Unterdruckpumpe angeschlossen ist.
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Zur Behandlung des Lipödems stehen zwei unterschiedliche Operationsmethoden zur Verfügung.
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Bei der Vibrations-Technik wird das Fettgewebe mit einer betäubungsmittelhaltigen so genannten Tumeszenz-Lösung aufgeweicht, die der Arzt vorab ins Operationsgebiet spritzt.
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Bei der wasserstrahlassistierten Liposuktion werden die Fettzellen mit einem Flüssigkeitsstrahl abgelöst und gleich abgesaugt.
Zur Fettgewebsentfernung bei einem Lipödem haben sich zwei Operationsmethoden bewährt: die wasserstrahlassistierte Liposuktion (WAL) und die vibrationsassistierte Liposuktion, kurz VAL. Beide Verfahren gelten als besonders gewebeschonend und deshalb als nebenwirkungsarm. Bei der in Deutschland am häufigsten eingesetzten VAL spritzt der Arzt seiner Patientin zunächst größere Mengen einer so genannten Tumeszenz-Lösung ins Unterhautfettgewebe. Sie enthält neben physiologischer Kochsalzlösung und anderen Zusätzen ein stark verdünntes örtlich wirkendes Betäubungsmittel, das während des Eingriffs für Schmerzfreiheit sorgt.
Zudem bewirkt die Tumeszenz-Flüssigkeit, dass Fettansammlungen aufweichen und die Fettzellen sich voneinander lösen. Hat sich dieser Effekt entfaltet, was zwischen einer halben und zwei Stunden dauert, saugt der Arzt das entstandene Fett-Flüssigkeit-Gemisch mittels Unterdruck ab. Dazu verwendet er eine stumpfe Hohlnadel mit seitlichen Öffnungen, die in der Regel zusätzlich vibriert und so die Fettzellen losrüttelt.
Info
Das verabreichte Volumen Tumeszenz-Lösung sollte bei einer vibrationsassistierten Liposuktion in etwa doppelt so hoch sein wie das Volumen des abgesaugten Fettgewebes. Um den Organismus so wenig wie möglich zu belasten und Nebenwirkungen wie einen Kreislaufkollaps zu verhindern, dürfen nach einer international festgelegten Obergrenze bei einer Liposuktionmaximal fünf Liter Fett entfernt werden.
WAL: Lösen und Absaugen in einem Arbeitsgang
Auch die wasserstrahlassistierte Liposuktion (WAL) arbeitet mit Tumeszenz-Lösung, allerdings in geringeren Mengen als die VAL. Bei der WAL benutzt der Arzt eine Kanüle, die am vorderen Ende die Flüssigkeit in einem pulsierenden, fächerförmigen Strahl ins Unterhautfettgewebe sprüht. Der Druck ist so gewählt, dass einerseits die Fettzellen herausgelöst, anderseits Bindegewebsstrukturen, Nerven, Blut- und Lymphgefäße bei Seite geschoben und so vor Verletzungen geschützt werden. Neben dem für die Wasserzufuhr befindet sich im Inneren der Kanüle ein zweiter Kanal, über den der Arzt das Fett-Flüssigkeits-Gemisch in einem Arbeitsgang direkt wieder absaugt.
Im Gegensatz zur VAL-Technik schwellen die zu behandelnden Bereiche bei der wasserstrahlassistierte Liposuktion kaum an. Das erleichtert es dem Chirurgen, schon während des Eingriffs das Ergebnis der Behandlung zu beurteilen. Dass die Einwirkzeit der Tumeszenz-Lösung mehr oder minder wegfällt, verkürzt zudem Operationsdauer. Diesen Pluspunkten steht allerdings entgegen, dass die noch relativ junge WAL-Technik nach dem Eingriff mehr Blutergüsse (Hämatome) verursacht und als schmerzhafter gilt. VAL und WAL haben also jeweils ihre Vor- und Nachteile, die gegeneinander abgewogen werden sollten – im Idealfall mit einem Arzt, der sich mit beiden Verfahren auskennt.
Wie läuft eine Fettabsaugung ab?
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Um sich während des Eingriffs zu orientieren, markiert der Arzt vorab die abzusaugenden Gebiete als Höhenlinien auf der Haut.
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Da es vorteilhaft ist, wenn die Patientinnen sich bewegen können, wird die Liposuktion bevorzugt in örtlicher Betäubung durchgeführt.
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Um die Fettanlagerungen gleichmäßig abzusaugen, bewegt der Operateur die Absaugkanüle vor und zurück.
Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, muss jede Liposuktion sorgfältig vorbereitet werden. Dazu zeichnet der Operateur die Absaugbereiche mit wasserfesten Filzstiften auf der Haut an. Da die angestrebte Formgebung nur unter dem Einfluss der Schwerkraft und der natürlichen Muskelspannung richtig geplant werden kann, steht die Patientin dabei aufrecht. An den höhenlinienartigen Markierungen orientiert sich der Arzt dann später während des Absaugens.
Info
Oberschenkel (OS) vorn, OS hinten, OS innen, Gesäß, Hüften, Oberarme – die abzusaugenden Bereiche teilen Ärzte in Zonen ein. In der Regel werden in einer OP maximal zwei dieser Zonen symmetrisch auf jeder Körperseite behandelt. Bei Patientinnen mit einem sehr schweren Lipödem kann es deshalb notwendig sein, von vornherein zwei oder mehr Fettabsaugungen zu planen.
Der Eingriff kann zwar auch in Vollnarkose erfolgen, bevorzugt wird aber eine örtliche Betäubung. Die hat den Vorteil, dass die Patientin die ganze Zeit wach und ansprechbar bleibt. Zum einen kann der Chirurg sie dann bitten, selbst ihre Lage so zu verändern, dass er die Absaugsonde optimal führen kann. Zum anderen lassen sich die Körperkonturen besser beurteilen, wenn der Mukeltonus intakt ist und bestimmte Muskelpartien während der Operation gezielt angespannt werden können.
Eine Hand führt, die andere kontrolliert
Direkt vor Beginn der eigentlichen OP prüft der Arzt, ob die örtliche Betäubung, die gegebenenfalls durch die Gabe eines im ganzen Körper wirkenden Schmerzmittels ergänzt wird, ausreichend und gleichmäßig wirkt. Über kleine Hautschnitte führt der Operateur die Absaugkanüle dann ins Unterhautfettgewebe ein. Um die Fettanlagerungen gleichmäßig zu reduzieren und die Bildung von Dellen zu verhindern, bewegt er das Instrument mit der einen Hand kontinuierlich vor- und zurück. Mit der anderen Hand kontrolliert er den Fortschritt der Liposuktion.
Sind alle Bereiche der Planung entsprechend abgesaugt, werden die Hautschnitte mit einem Klammerpflaster verschlossen oder vernäht. Wie lange die Liposuktion bei einem Lipödem dauert, hängt vom Ausmaß der Erkrankung und von der Operationsmethode ab. Bei sehr ausgeprägten Fettansammlungen kann allein das Absaugen mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Hinzu kommen bei der vibrationsassistierten Liposuktion die bis zu zwei Stunden Einwirkzeit für die Tumeszenz-Lösung.
Info
Bei der Behandlung eines Lipödems muss die Absaugkanüle immer parallel zu den Lymphgefäßen geführt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass die Lymphbahnen verletzt werden und die Patientinnen in der Folge ein Lymphödem entwickeln. Da das eine genaue Kenntnis lymphologischer Gesetzmäßigkeiten erfordert, gehört die Liposuktion beim Lipödem in die Hände eines entsprechend geschulten Spezialisten.
Wie geht es nach der Operation weiter?
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Zur Nachbehandlung gehört immer einen Kompressionstherapie, die den Heilungsprozess unterstützt und Komplikationen entgegen wirkt.
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Nebenwirkungen der Liposuktion wie Schmerzen, Schwellungen und Blutergüsse klingen in der Regel zeitnah wieder ab.
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Bis die Heilung vollständig abgeschlossen und das Endresultat der Fettabsaugung zu sehen ist, können bis zu eineinhalb Jahre vergehen.
Die Fettabsaugung bei einem Lipödem kann sowohl ambulant als auch im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts im Krankenhaus durchgeführt werden. In beiden Fällen bekommen die Patientinnen noch im Operationssaal Kompressionsbekleidung angelegt, die individuell an ihren Körper angepasst wird. Die Kompressionstherapie ist ein elementarer Bestandteil der Nachbehandlung bei Liposuktionen. Zum einen bringt sie durch das Absaugen getrennte Gewebsschichten so eng in Kontakt, dass diese sich während des Heilungsprozesses wieder verbinden. Zum anderen wird die Rückbildung und Straffung der Haut unterstützt.
Abgesehen vom Duschen sollte die Kompressionswäsche in den ersten ein bis zwei Wochen nach dem Eingriff ununterbrochen getragen werden. Anschließend wird die Kompressionstherapie für eine gewisse Zeit tagsüber fortgesetzt – wie lange genau legt der behandelnde Arzt in Absprache mit seiner Patientin individuell fest. Dass die Frauen nach der OP schnellstmöglich aufstehen und sich normal bewegen, beschleunigt die Heilung ebenfalls. Bewegung der Beine fördert den Abtransport von überschüssiger Flüssigkeit aus dem Gewebe und beugt zudem einer Thrombose vor. Auf sportliche Aktivitäten sollten die Patientinnen je nach Ausmaß der Operation für zwei bis vier Wochen verzichten.
Mögliche Nebenwirkungen der Liposuktion
Die Fettabsaugung beim Lipödem gilt als bewährte, sichere Methode. Trotzdem kann es wie bei jedem operativen Eingriff zu Nebenwirkungen kommen. Dazu gehören Schmerzen, Blutergüsse, Schwellungen der behandelten Region und Missempfindungen, die durch Irritationen der Hautnerven bedingt sind. In der Regel klingen diese unerwünschten Effekte in Tagen bis Wochen von selbst und ohne Folgen wieder ab.
Um den Heilungsprozess vollständig abzuschließen, benötigt der Körper deutlich mehr Zeit. Deshalb dauert es zwischen sechs und 18 Monaten, bis das Endergebnis der Behandlung zu sehen ist. Mit einer Liposuktion kann der Arzt bei Lipödem-Patientinnen zwar die Fettanalgerungen beseitigen aber nicht die Erkrankung selbst. Das bedeutet, dass das Lipödem zurückkehren kann – sowohl aus verbliebenen Fettzellen in den abgesaugten Regionen als auch an anderen Stellen. Um das zu verhindern, bleibt es für die betroffenen Frauen ein Leben lang wichtig, auf ihr Gewicht zu achten.
Info
Wenn viel Fettgewebe abgesaugt werden muss und / oder die Hautelastizität gering ist, kann es vorkommen, dass die Haut nach der Liposuktion zu groß bleibt. Dann besteht die Möglichkeit, in einer weiteren Operation die überschüssigen Hautlappen zu entfernen und die Körperhülle wieder zu straffen.