Heißdampf, Radiofrequenz- und Lasertherapie – was ist das?
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Radiofrequenztherapie, Lasertherapie und Heißdampf werden zur Behandlung von Krampfadern eingesetzt.
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Alle Verfahren arbeiten mit Hitze und verursachen unter Betäubung keine Schmerzen.
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Radiofrequenz- und Lasertherapie haben einen festen Platz in der Krampfader-Behandlung, der Heißdampf als neuste Methode wird deutlich seltener angewendet.
Heißdampf, Radiofrequenz- und Lasertherapie sind die drei sogenannten endovenösen thermischen Katheterverfahren zur Behandlung von Krampfadern. In dem Fachbegriff stecken die beiden Grundprinzipien all dieser für den Patienten schmerzfreien Methoden. Das eine ist, dass der Arzt für die Therapie ein dünnes, flexibles Instrument – den Katheter – ins Venensystem einführt. Die zweite Gemeinsamkeit besteht darin, dass die krankhaft erweiterten Venen mit Hilfe von Hitze verschlossen werden.
Ende der 1990er erhielten die ersten thermischen Verfahren in Deutschland die Zulassung für den Einsatz in der Phlebologie. Seitdem wurden sie kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert. Heute sind Radiofrequenz-Ablation und endovenöse Lasertherapie aus der modernen Krampfader-Behandlung längst nicht mehr wegzudenken. Die neuste Technologie, die im Fachjargon als Steam Vein Sclerosis bezeichnete Heißdampftherapie, hat nicht diesen Stellenwert und wird vergleichsweise selten durchgeführt.
Gegenüber anderen Behandlungsmethoden wie dem operativen Venenstripping oder den venenerhaltenden OPs besitzen die thermischen Verfahren einige Vorteile. Gleichzeitig haben sie aber auch Kehrseiten und eignen sich nicht für alle Typen von Krampfadern. Die optimale Therapie festzulegen, ist deshalb immer eine individuelle Entscheidung, die Arzt und Patient gemeinsam treffen sollten.
Wie funktionieren die thermischen Therapieverfahren?
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Die thermischen Verfahren schädigen mittels Hitze die Venenwand und bewirken so Umbauprozesse, die die Krampfader verschließen.
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An den Wirkort bringt der Arzt die Wärme mit einem Katheter genannten Instrument, das er ins Venensystem vorschiebt.
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Je nach Verfahren wird die Hitze mit energiereichem Laserlicht, elektromagnetischen Radiowellen oder 120 Grad warmen Wasserdampf erzeugt.
Durch Einwirkung von Hitze wird die Venenwand geschädigt und schrumpft zusammen. Das und die daraus resultierenden Umbauprozesse bedingen, dass die Vene sich verschließt. Diese grundlegende Wirkweise haben alle endovenösen thermischen Verfahren gemeinsam. Der Unterschied zwischen den einzelnen Methoden besteht darin, auf welche Weise die erforderlichen Temperaturen generiert werden.
Moderne Systeme zur Lasertherapie leiten das Laserlicht über Glasfasern an die Spitze des Katheters. Dort wird die Laserenergie dann kreis- oder bei manchen Geräten auch kugelförmig abgegeben, entweder kontinuierlich oder in wiederholten kurzen Pulsen. Wassermoleküle und der rote Blutfarbstoff Hämoglobin absorbieren die Energie des Laserlicht und wandeln sie in Wärme um.
Bei der Radiofrequenztherapie sorgen elektromagnetischen Radiowellen mit einer Frequenz von 460 Kilohertz für die nötige Hitze. Sie werden von einem Hochfrequenzgenerator erzeugt und durch den Katheter an Ort und Stelle gebracht. Dessen Spitze erwärmt sich je nach System auf Temperaturen zwischen 60 und 120 Grad.
Info
Auch bei den im Haushalt zum Erwärmen von Speisen genutzten Mikrowellen handelt es sich um elektromagnetische Wellen. Allerdings ist ihre Frequenz um ein Vielfaches höher als die der Radiowellen, die in der Krampfader-Therapie eingesetzt werden.
120 Grad heiß ist auch der bei der Steim Vein Sclerosis verwendete sterile Wasserdampf. Wie bei den anderen thermischen Verfahren erfordert seine Erzeugung einen speziellen Generator, der auch den nötigen Druck liefert. In Form kurzer Pulse wird der Heißdampf an der Katheterspitze auf beide Seiten im rechten Winkel in die Vene gegeben. Das zerstört die Gefäßwand und verschließt so die Krampfader.
Wann werden die thermischen Therapien eingesetzt?
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Laser- und Radiofrequenztherapie eignen sich zur Behandlung von Krampfadern an den Stammvenen, der Heißdampf auch für erweiterte Seitenäste.
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Wenig Nebenwirkungen und eine kurze Erholungszeit sind Pluspunkte, die für diese Verfahren sprechen.
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Bei Patienten mit sehr stark erweiterten Stammvenen kommen die thermischen Therapien an ihre Grenzen.
Das Anwendungsgebiet der endovenösen thermischen Verfahren sind Krampfadern an den oberflächlichen Hauptvenen der Beine, den so genannten Stammvenen. Bei dieser häufigen Erkrankung gelten sie heute als schonende Alternative zum „klassischen“ operativen Venenstripping. Das liegt zum einen daran, dass die Behandlungsergebnisse ähnlich gut und bei manchen Aspekten sogar besser sind. Zum anderen bieten die endovenösen Therapien gegenüber der Operation einige Vorteile. Dazu gehören:
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Für die Therapie genügt eine örtliche Betäubung. Belastende und mit gewissen Risiken behaftete Voll- oder Teilnarkosen fallen weg.
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Da der Blutverlust sehr gering ist, dürfen auch Patienten, die gerinnungshemmende Medikamente bekommen, behandelt werden ohne die Mittel vorher abzusetzen. Auch andere Arzneimittel können in der Regel weiter eingenommen werden.
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Die endovenösen Verfahren erfordern maximal einen millimeterkleinen Schnitt, über den der Arzt den Katheter ins Venensystem schiebt. Deshalb hinterlassen sie keine Narben und die Gefahr von Nachblutungen oder Wundinfektionen ist gering.
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Die Krampfader wird nicht operativ entfernt sondern im Körper belassen und dort im Laufe der nächsten Monate abgebaut. Daher haben die Patienten nach der thermischen Therapie weniger Schmerzen. Auch andere Nebenwirkungen wie Blutergüsse oder Nervenschäden kommen seltener vor.
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Im Vergleich zur Stripping-OP ist die Behandlungsdauer insgesamt kürzer. Wenn überhaupt sind die Patienten nur kurz krankgeschrieben und können schnell in ihren normalen Alltag zurückkehren.
Die endovenösen thermischen Verfahren haben aber auch ihre Grenzen. So sind sehr stark erweiterte Stammvenen damit nur schwierig zu verschließen. Viele Patienten mit einer Stammvarikose leiden zudem unter Krampfadern der abgehenden Seitenäste. Das einzige endovenös thermische Verfahren, mit dem sich diese stark geschlängelten Seitenäste beseitigen lassen, ist der Heißdampf. Laser- und Radiofrequenztherapie alleine erlauben das nicht. Um eine solche Seitenastvarikose trotzdem mit diesen beiden Techniken behandeln zu können, müssen sie mit anderen Behandlungsmethoden wie einer Verödung oder einer Mini-Phlebektomie kombiniert werden.
Info
Mit dem Laser lassen sich auch Besenreiser beseitigen. Bei der Behandlung wird die Laserenergie von außen durch die Haut an ihren Wirkort gebracht. Die Hitze lässt die Eiweiße in der Gefäßwand gerinnen und verschließt die erweiterten kleinen Hautvenen damit dauerhaft.
Wie läuft die Behandlung ab?
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Die thermischen Katheterverfahren werden ambulant durchgeführt.
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Die Behandlung erfolgt in einer Tumeszenzanästhesie genannten örtlichen Betäubung, eine Voll- oder Teilnarkose ist nicht nötig.
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Um die gesamte Wand der erweiterten Venen zu schädigen, schiebt der Arzt den Katheter zunächst unter Ultraschallkontrolle so weit wie nötig vor und zieht ihn dann – während die Hitze abgegeben wird – langsam wieder zurück.
Ob Radiofrequenz, Laser oder Heißdampf – die thermischen Therapien erfolgen in aller Regel ambulant und in örtlicher Betäubung. Das bedeutet, dass der Patient am Tag der Behandlung ganz normal essen und trinken kann. Grundvoraussetzung für alle Verfahren ist eine Ultraschalluntersuchung der Venen. Auf Basis dieser Sonografie-Bilder zeichnet der Arzt am stehenden Patienten vorab den Verlauf der Krampfader auf die Haut. Auch der Eingriff selbst erfolgt unter ständiger Kontrolle per Ultraschall. So kann der Arzt immer sehen, an welcher Stelle sich die Katheter-Spitze gerade befindet.
Ins Venensystem eingebracht und an die Stelle vorgeschoben, an der die Behandlung starten soll, wird der Katheter entweder über eine dünne Verweilkanüle oder deren etwas kräftigere Variante – eine Schleuse. Der nächste Schritt ist dann die Betäubung mit einer so genannten Tumeszenzanästhesie. Bei dieser Methode umspritzt der Arzt die Krampfader mit größeren Mengen eines verdünnten, lokal wirkenden Betäubungsmittels. Das sorgt für Schmerzfreiheit und schützt das umliegende Gewebe zudem vor der Hitze, die bei den thermischen Verfahren entsteht.
Hat die Anästhesie ihren Effekt entfaltet, kann die Behandlung beginnen. Dabei zieht der Arzt die Katheterspitze immer weiter zurück, so dass die generierte Hitze schlussendlich die gesamte Wand der krankhaft erweiterten Vene zerstört hat. Dann wird der Katheter herausgezogen, die Verweilkanüle oder die Schleuse entfernt und die zurückbleibende kleine Wunde mit einem Pflaster versorgt. Bevor der Patient wieder nach Hause gehen kann, bekommt er noch einen Kompressionsstrumpf angelegt.
Wie geht es nach der Behandlung weiter?
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Unmittelbar nach der Therapie dürfen sich die Patienten wieder normal bewegen.
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Um das Behandlungsergebnis zu kontrollieren, führt der Arzt zeitnah eine Nachuntersuchung durch.
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Nebenwirkungen wie Blutergüsse oder Venenentzündungen können auftreten, klingen aber meist von selbst wieder ab.
Sich normal zu bewegen, ist direkt nach der Behandlung erlaubt und auch erwünscht. Kleine Spaziergänge fördern den Blutfluss in den Beinvenen und beugen einer Thrombose vor. Mit sanften Sportarten wie Schwimmen, Radfahren, Walking oder Joggen können die Patienten in der Regel nach einer Woche wieder starten.
Eine zeitnahe Kontrolluntersuchung beim Phlebologen ist fester Bestandteil jeder Therapie mit einem endovenösen thermischen Verfahren. Zum einen überprüft der Arzt dabei mittels Duplexsonografie das Ergebnis der Behandlung. Zum anderen schaut er, ob bei seinem Patienten Komplikationen auftreten. Das passiert zwar relativ selten, kann aber trotzdem vorkommen. Die wichtigsten Nebenwirkungen sind:
- Schmerzen und Blutergüsse an der Einstichstelle des Katheters oder entlang der behandelten Vene
- Verbrennungen der Haut
- Nervenverletzungen, die sich meist durch Gefühlsstörungen der Haut äußern. Oft klingen diese Dysästhesien mit der Zeit von selbst ab.
- Oberflächliche Thrombosen in den Seitenastvenen
- Übertritt des Verschlusses aus der oberflächlichen Vene zur tiefen Beinvene (tiefe Venenthrombose)
Mitunter passiert es, dass die verschlossene Vene Wochen bis Monate als verhärteter Strang unter der Haut tastbar bleibt. Das kann beim Strecken des Beines zu einem „Gummibandgefühl“ führen, ähnlich einem verkürzten Muskel. Im Normalfall bildet sich dieses Phänomen ohne weiteres Zutun nach und nach wieder zurück.
Mindestens eine Woche Kompressionstherapie - so lautet die gängige Empfehlung nach einer endovenösen Therapie, auch wenn wissenschaftliche Belege für den Nutzen bislang fehlen. Viele Patienten empfinden es aber als angenehm, anschließend sogar für zwei bis drei Wochen einen Kompressionsstrumpf zu tragen. Das gilt insbesondere, wenn das thermische Verfahren mit einer Mini-Phlebektomie kombiniert wurde.