Was ist eine digitale Photoplethysmographie und wie funktioniert sie?

  • Die digitale Photoplethysmographie misst mit Hilfe von Infrarotlicht die Blutfüllung in den oberflächlichen Hautvenen und Kapillaren.

  • Aus den Messwerten kann der Arzt Rückschlüsse auf den Zustand des Beinvenensystems und die Funktion der Venenklappen ziehen.

  • Die schmerzlose und nebenwirkungsfreie Methode setzen Phlebologen zur orientierenden Untersuchung der Beinvenen ein – eine Venenerkrankung sicher zu diagnostizieren ist allein mit der Photoplethysmographie aber nicht möglich.

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Bei der digitalen Photoplethysmographie – kurz dPPG – handelt es sich um eine apparative Methode, die Ärzte vor allem zur orientierenden Untersuchung des Venensystems der Beine einsetzen. Das auch als Licht-Reflexions-Rheographie (LRR) bezeichnete Diagnoseverfahren ist für den Patienten schmerzfrei und birgt auch sonst keine Risiken oder unerwünschte Nebenwirkungen.

Die Photoplethysmographie arbeitet mit Infrarotlicht einer definierten Wellenlänge, das in die Haut eingestrahlt und dort teils reflektiert, teils absorbiert wird. In welchem Verhältnis hängt davon ab, wie stark die oberflächlichen Venen und Kapillaren in der Haut mit Blut gefüllt sind. Je mehr Blutkörperchen sich in den Hautgefäßen befinden, desto mehr Infrarotlicht wird dort „verschluckt“.

Bei der digitalen Photoplethysmographie absolviert der Patient ein festgelegtes Bewegungsprogramm, welches das Blut aus den Beinvenen Richtung Herz transportiert. Über einen Sensor, der den Anteil des reflektierten Infrarotlichts misst, wird anschließend ermittelt, wie lange es dauert, bis die Hautvenen und Kapillaren sich wieder gefüllt haben. Daraus kann der Arzt dann Rückschlüsse auf den Zustand des Beinvenensystems und insbesondere auf die Funktion der Venenklappen ziehen.

Bei Auffälligkeiten folgt Ultraschalluntersuchung

Normalerweise verhindern die zarten Klappen, dass das Blut in den oberflächlichen und tiefen Beinvenen fußwärts fließt. Dass sie nicht mehr richtig schließen, ist ein Charakteristikum verschiedener Venenerkrankungen – von der chronischen venösen Insuffizienz über die Thrombose und das postthrombotische Syndrom bis hin zu Krampfadern. Allein mit einer digitalen Photoplethysmographie definitiv diagnostizieren, lassen sich diese Krankheitsbilder jedoch nicht. Denn die Methode ist relativ störanfällig, so dass sich auch bei auffälligen Werten nicht mit der nötigen Sicherheit sagen lässt, dass das Venensystem tatsächlich krank ist.

Sie eignet sich aber gut, um die Funktion der Beinvenen orientierend zu beurteilen. Weist das Ergebnis auf eine Störung hin, sollten andere diagnostische Maßnahmen wie eine Ultraschalluntersuchung des Venensystems per farbkodierter Duplex-Sonografie in die Wege geleitet werden. Zudem setzen Phlebologen die digitale Photoplethysmographie ein, um nach der Therapie eines Venenleidens die Venenfunktion zu überprüfen. Wie der Begriff digital deutlich macht, werden die Messwerte von modernen Plethysmografen elektronisch erfasst, gespeichert und so für wiederholte Kontrolluntersuchungen vergleichbar gemacht.

Wie läuft die Untersuchung ab?

  • Bei der digitalen Photoplethysmographie absolviert der Patient ein vorgegebenes Bewegungsprogramm, das seine Beinvenen entleert.

  • Davor, währenddessen und danach zeichnet eine an der Wade angebrachter Messsonde mit Infrarotlichtquelle die Blutfüllung in den darunter liegenden Kapillaren auf.

  • Entscheidend ist die Zeitspanne zwischen dem Ende der Bewegung und dem erneuten Erreichen des zu Beginn der Untersuchung ermittelten Ausgangswerts.

  • Beträgt diese Wiederauffüllzeit unter 25 Sekunden, spricht das dafür, dass die Venenklappen nicht mehr vollständig schließen.

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Die digitale Photoplethysmographie wird im Normalfall ambulant in der Praxis der Phlebologen durchgeführt. Der Patient sitzt dabei bequem auf einem Stuhl oder einer Liege, den Fuß so nach vorn gestellt, dass sich zwischen Ober- und Unterschenkel ein Winkel von etwa 110 Grad ergibt. Der Messkopf mit der Infrarotlichtquelle und dem Sensor ist an der Wade einige Zentimeter oberhalb des Innenknöchels aufgeklebt oder mit einer Manschette befestigt. Sobald dessen Messwert bei unbewegtem Sitzen konstant bleibt, gibt das Plethysmographie-Gerät in einem kontanten Rhythmus acht bis zehn Töne ab.

Bei jedem dieser Töne hebt der Patient hebt der Patient den Vorfuß im Sprunggelenk so weit es geht an und lässt ihn wieder ab. Die Ferse belässt er dabei auf dem Boden. Diese Dorsalextension genannten Bewegungen aktivieren die Wadenmuskel-Sprunggelenk-Pumpe, die das Blut aus den Beinvenen nach oben Richtung Herz treibt. Heißt, die Gefäße sind jetzt maximal entleert.

Defekte Venenklappen verkürzen Wiederauffüllzeit

Anschließend hält der Patient den Fuß wieder still. Währenddessen misst das Gerät, wie viel Zeit vergeht, bis der Ausgangswert vor der Bewegung wieder erreicht ist. Bei intakten Venenklappen dauert das über 25 Sekunden, denn dann muss das Blut über die Arterien zu Kapillaren fließen, in denen die Photoplethysmographie den Füllungszustand ermittelt. Schließen die Klappen hingegen nicht vollständig, kann Blut über die betroffenen Venen auch rückwärts ins Bein strömen. Dadurch verkürzt sich die Wiederauffüllzeit und zwar abhängig davon, wie ausgeprägt die Insuffizienz der Venenklappen ist.

Zur Bewertung der Untersuchungsergebnisse benutzen Ärzte folgendes Schema:

  • Wiederauffüllzeit größer 25 Sekunden: normaler Befund
  • Wiederauffüllzeit 20 – 25 Sekunden: venöse Funktionsstörung I. Grades (leicht)
  • Wiederauffüllzeit 10 – 19 Sekunden: venöse Funktionsstörung II. Grades (mittel)
  • Wiederauffüllzeit unter 10 Sekunden: venöse Funktionsstörung III. Grades (schwer)

Bei der digitalen Photoplethysmographie werden auch die Werte während der Bewegungsphase gemessen. Diese Kurve gibt Aufschluss über die Wirkung der Muskelpumpe, die durch eine Nerven- oder eine Muskelerkrankung beeinträchtigt sein kann. Das hat Einfluss auf die Wiederauffüllzeit – denn ein nur halbleeres Glas lässt sich rascher wieder bis zum Rand voll machen. Deshalb müssen die Messwerte aus der Bewegungs- und der Ruhephase immer gemeinsam betrachtet werden.

Weitere Venenfunktionstests

  • Die Venenverschlussplethysmographie misst Änderungen des Unterschenkelumfangs nach einer mit Hilfe einer Blutdruckmanschette herbeigeführten Stauung des Bluts in den Beinvenen.

  • Die Ergebnisse der schmerzarmen bis schmerzfreien und einfach durchzuführenden Untersuchung geben dem Phlebologen Hinweise darauf, dass der Zu- und Abfluss des Bluts im Beinvenensystem durch Erkrankungen wie Krampfadern oder eine Thrombose beeinträchtigt ist.

  • Auch mit im Rahmen der körperlichen Untersuchung vorgenommenen klinischen Funktionsprüfungen wie dem Trendelenburg-Test kann der Arzt den Zustand der Beinvenen orientierend beurteilen.

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Eine andere ebenfalls unblutige, schmerzarme und weitgehend risikofreie Methode zur Prüfung der Venenfunktion ist die Venenverschlussplethysmographie. Bei dieser Untersuchung wird die Änderung des Unterschenkelumfangs nach Stauung des Bluts in den Beinvenen mit Hilfe eines Dehnungsmessstreifens ermittelt. An Hand der Ergebnisse kann der Phlebologe dann den Zustrom und den Abfluss des venösen Bluts beurteilen.

Die Venenverschlussplethysmographie wird im Liegen durchgeführt. Der Patient bekommt oberhalb der Kniegelenke eine Blutdruckmanschette und an den Unterschenkeln jeweils einen Dehnungsmessstreifen angelegt. Vor der eigentlichen Untersuchung werden seine Beine für drei Minuten erhöht gelagert. Dann pumpt der Arzt die Stauungsmanschette so stark auf, dass sowohl die oberflächlichen als auch die tiefen Gefäße des Beinvenensystems komplett abgedrückt sind. Da über die Arterien aber weiterhin Blut ins Bein fließt, werden die Venen maximal gefüllt. Das führt zu einer Zunahme des Unterschenkelumfangs, den der Messstreifen registriert.

Krampfadern nehmen mehr Blut auf

Gesunde Venen können eine begrenzte Menge zusätzliches Blut aufnehmen, die im Normalfall zwischen 2,5 und fünf Millilitern pro 100 Milliliter Gewebe liegt. Bei Krampfadern sind Teile des Venensystems erweitert. Deshalb erhöht sich diese so genannte venöse Kapazität und mit ihr der während des ersten Teils der Venenverschlussplethysmographie gemessene Anstieg des Unterschenkelvolumens. Im nächsten Schritt werden die Stauungsmanschetten dann geöffnet, so dass das Blut wieder abfließen kann. Dieser venöse Abstrom und damit die Abnahme des Unterschenkelvolumens verlangsamen sich, wenn eine Vene durch ein Blutgerinnsel ganz oder teilweise verstopft wird, wie es bei einer Thrombose der Fall ist.

Die schnell und ohne größeren Geräteaufwand durchführbare Venenverschlussplethysmographie eignet sich zur orientierenden Untersuchung der Venen und zur Verlaufskontrolle während und nach der Behandlung eines Venenleidens. Definitiv diagnostizieren lassen sich Venenerkrankungen damit jedoch nicht. Gleiches gilt für die klinischen Funktionsprüfungen, die Phlebologen mitunter im Rahmen der körperlichen Untersuchung vornehmen. Dazu gehört beispielsweise der so genannte Trendelenburg-Test, mit dem der Arzt die Venenklappen der oberflächlichen Stammvenen und der Verbindungsvenen zum tiefen Venensystem der Beine beurteilen kann.

Alles in allem werden die Venenverschlussplethysmographie und die klinischen Funktionsprüfungen inzwischen seltener eingesetzt als früher. Grund ist, dass Phlebologen mit der farbkodierten Duplex-Sonografie heute eine ebenso schmerz- und risikofreie Untersuchungsmethode zur Verfügung steht, mit der sie das Beinvenensystem sehr exakt beurteilen und eventuell vorliegende Erkrankungen sicher diagnostizieren können.

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