Was sind Ultraschalluntersuchungen und welche Formen gibt es?

  • Ultraschalluntersuchungen sind schmerz- und nebenwirkungsfreie bildgebende Verfahren, die mittels hochfrequenter Schallwellen das Körperinnere darstellen und in der Venenheilkunde sehr häufig eingesetzt werden.

  • Älteste und technisch einfachste Sonografie-Methode ist das Schnittbild-Ultraschall, das zweidimensionale Querschnittsbilder der untersuchten Region liefert.

  • Mit der Doppler-Sonografie kann der Arzt Richtung und Geschwindigkeit des Blutstroms in den Venen ermitteln.

  • Die Duplex-Sonografie führt Schnittbild- und Doppler-Ultraschall zusammen und macht damit sowohl die Vene selbst als auch den Blutfluss in dem Gefäß sichtbar.

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Die meisten Erwachsenen haben sich schon einmal einer Ultraschalluntersuchung unterzogen oder zumindest dabei zugeschaut, etwa bei einem der Vorsorgetermine während der Schwangerschaft. Ob in der Gynäkologie und Geburtshilfe, zur Diagnostik von Erkrankungen an Organen wie Herz, Darm, Leber und Niere oder bei Verletzungen wie Messerstichen und Knochenbrüchen – die Sonografie ist aus der modernen Medizin längst nicht mehr wegzudenken. Das von entsprechend geschulten Ärzten schnell durchführbare, schmerzfreie und für den Patienten mit keinerlei Risiken verbundene bildgebende Verfahren stellt mit Hilfe hochfrequenter Schallwellen das Körperinnere auf einem Monitor dar.

In der Venenheilkunde ist das „Ultraschall“ heute die mit weitem Abstand auf häufigsten eingesetzte apparative Untersuchungsmethode und hat die Phlebografie als Standardverfahren abgelöst. Das gilt insbesondere für die Doppler- und die Duplex-Sonografie, mit denen sich das Venensystem sehr genau beurteilen lässt. Die älteste und technologisch einfachste Variante ist das Schnittbild-Ultraschall, das Mediziner auch B-Bild-Ultraschall nennen. Wie der Name sagt, liefert es zweidimensionale Schnittbilder der untersuchten Region.

Blutfluss als zusätzliche Information

Hält der Arzt den Schallkopf des Sonografie-Geräts beispielsweise auf den Oberschenkel, zeigt das Bild auf dem Monitor eine „Scheibe“ aus dem Bein, auf der Venen, Arterien, die Muskeln, die Bindegewebsschichten, der Oberschenkelknochen und das Fettgewebe sichtbar werden. In dem er den Schallkopf bewegt, kann sich der Untersucher einen dreidimensionalen Eindruck verschaffen – etwa um zu sehen, wie die Venen im Verhältnis zum Knochen und anderen benachbarten Strukturen verlaufen. Auch Aussagen über den Durchmesser einer Vene und eine möglicherweise vorliegende Thrombose lassen sich mit dem Schnittbild-Ultraschall schnell und sicher treffen.

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Die Grundidee, Strukturen mit Hilfe von Ultraschallwellen sichtbar zu machen, ist schon über hundert Jahre alt. Erstmals in die Praxis übertragen wurde das Prinzip im ersten Weltkrieg zur Ortung von Unterseebooten. Zwischen den beiden Weltkriegen entwickelten Wissenschaftler ultraschallgestützte Verfahren, mit denen Materialfehler in Werkstoffen aufgedeckt werden konnten. Seit den frühen 1940er Jahren wurde die Sonografie auch zunehmend medizinisch eingesetzt, erst in der Neurologie und dann auch in anderen Fachgebieten.

Eine zusätzliche für Phlebologen sehr wertvolle Information liefert die Doppler-Sonografie. Anders als das Schnittbild-Ultraschall misst dieses Verfahren auch die Geschwindigkeit und die Richtung des Blutflusses in den Venen. Die Duplex-Sonografie kombiniert beide Methoden. Hier sieht der Arzt sowohl ein Bild der Vene, die er gerade untersucht, als auch die Flusskurve des Bluts in diesem Gefäß. Als aussagekräftigstes Verfahren ist die Duplex-Sonografie heute der Goldstandard zur Untersuchung der Beinvenen und in vielen Bereichen der Phlebologie fester Bestandteil des diagnostischen Pflicht-Programms, etwa vor einer Verödung, einem chirurgischen Stripping oder einer venenerhaltenden Operation von Krampfadern.

Wie funktionieren die Ultraschalluntersuchungen?

  • Sonografie-Geräte schicken Ultraschallwellen in den Körper, die je nachdem auf welches Organ oder Gewebe sie treffen, unterschiedlich reflektiert und gebrochen werden.

  • Dieses charakteristische Echo wird beim Schnittbild-Ultraschall aufgefangen und zu einer zweidimensionalen Darstellung des untersuchten Gebiets verrechnet, die dann auf dem Monitor zu sehen ist.

  • Die Doppler-Sonografie nutzt das physikalische Phänomen, dass strömende Flüssigkeiten die Frequenz der Ultraschallwellen verändern und misst so den Blutfluss in den Venen.

  • Durch Kombination der beiden Verfahren sieht der Arzt bei der Duplex-Sonografie sowohl die Vene als auch die Geschwindigkeit und die Richtung des darin fließenden Bluts – letzteres bei der farbkodierten Duplex-Sonografie noch verdeutlich durch die Farben rot und blau.

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Schnittbild-Ultraschall, Doppler- und Duplex-Sonografie arbeiten mit Schallwellen einer Frequenz oberhalb des für das menschliche Gehör wahrnehmbaren Bereichs. Generiert und durch den Körper geschickt werden sie von einem so genannten piezoelektrischen Element im Inneren des Schallkopfs. Treffen die Ultraschallwellen auf ein Organ oder ein bestimmtes Gewebe, werden sie abhängig von dessen Struktur reflektiert, gebeugt, gebrochen und absorbiert. Flüssigkeiten und Luft lassen den Schall unverändert durch während Knochen ihn praktisch komplett zurückwerfen.

Die verschiedenen Strukturen im menschlichen Organismus erzeugen somit ein charakteristisches Echo, das eine Ultraschallsonde im Schallkopf während der Untersuchung kontinuierlich aufnimmt. Beim Schnittbild-Ultraschall wandelt der Computer diese Signale in eine zweidimensionale Darstellung des Untersuchungsgebiets um, die der Arzt dann auf dem Monitor sieht.

Die Doppler-Sonografie macht sich zu Nutze, dass strömende Flüssigkeiten die Frequenz der Ultraschallwellen ändern. Auf den Schallkopf zufließendes Blut wirft verkürzte Wellen zurück, vom Schallkopf wegfließendes Blut längere – ein physikalisches Phänomen, das als Doppler-Effekt bezeichnet wird. Aus diesen Frequenzänderungen kann der Computer die die Richtung und die Geschwindigkeit des Blutflusses in den Venen errechnen. Das Ergebnis präsentieren Doppler-Sonografie-Geräte sowohl hörbar in Form von rauschenden Tönen als auch als sicht- beziehungsweise ausdruckbare Kurve.

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Anschaulich gemacht wird der Doppler-Effekt gerne am Beispiel eines Notarztwagens, der mit eingeschaltetem Martinshorn an einer Person vorbeifährt. So lange das Fahrzeug näher kommt, nimmt die Person den Ton höher wahr. Entfernt es sich wieder, hört sie einen niedrigeren Ton. Grund ist, dass die Schallwellen durch die Bewegung vor dem Wagen gestaucht und dahinter gedehnt werden. Damit der Doppler-Effekt wirklich deutlich zu erkennen ist, muss der Notarztwagen allerdings sehr schnell unterwegs sein.

Duplex-Sonografie vereint Schnittbild- und Doppler-Ultraschall

Allerdings misst die bei der Doppler-Sonografie verwendete Stiftsonde den Blutfluss in all den Gefäßen, die in ihrer Verlängerung verlaufen. Deshalb weiß der Arzt nicht immer mit hundertprozentiger Sicherheit, welche Vene er gerade untersucht. Das ist bei der Duplex-Sonografie anders, denn dieses Verfahren kombiniert das zweidimensionale Schnittbild-Ultraschall und die Doppler-Sonografie. Auf dem Bildschirm sieht der Arzt sowohl die Vene, in der er momentan den Blutfluss misst, als auch die Flusskurve des Bluts in diesem Gefäß – alles ohne Unterbrechungen und in Echtzeit.

Die heute gängigen Duplex-Ultraschall-Geräte präsentieren die Flussrichtung auf dem Schnittbild nicht nur als Kurve mit Geräusch, sondern verdeutlichen sie zusätzlich mit Farben. Rot bedeutet auf den Schallkopf zu, blau steht für weg vom Schallkopf. Diese Technik wird farbkodierte Duplex-Sonografie oder kurz Farbduplex genannt.

Wann werden die Ultraschalluntersuchungen eingesetzt?

  • Die Duplex-Sonografie ist das wichtigste und aussagekräftigste Untersuchungsverfahren in der Venenheilkunde (Phlebologie).

  • Sie wird bei allen Venenerkrankungen eingesetzt, sowohl in der Erstdiagnostik, als auch bei Kontroll- und Nachuntersuchungen.

  • Die Kompressionssonografie verwenden Phlebologen bei Verdacht auf eine Thrombose, das Schnittbild-Ultraschall zur Beurteilung des Unterhautfettgewebes.

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Das Schnittbild-Ultraschall verwenden Venenspezialisten gerne, um das Unterhautfettgewebe zu beurteilen. Bei einem Lymphödem ähnelt es einer Ziegelsteinwand, da die krankheitstypischen Ansammlungen von Lymphflüssigkeit zwischen den Fettzellen auf dem Monitor als schwarze, wie Fugen aussehende Linien erscheinen. Beim Lipödem, einer Fettverteilungsstörung, die praktisch ausschließlich Frauen betrifft, sieht das Bild des Unterhautfettgewebes eher aus wie ein diffuses Schneegestöber.

Eine Sonderform des Schnittbild-Ultraschall ist die Kompressionssonografie, die bei Verdacht auf eine Venenthrombose eingesetzt wird. Sie macht sich den Umstand zunutze, dass sich eine gesunde Vene während der Untersuchung mit dem Schallkopf vollständig zusammendrücken lässt. Hat sich im inneren ein Blutgerinnsel (Thrombus) gebildet, der das Gefäß verschließt, kann der Arzt den thrombosierten Bereich nicht oder nur eingeschränkt komprimieren.

Die Duplex-Sonografie ist die einzige Untersuchungsmethode, mit der Phlebologen sowohl vom oberflächlichen als auch vom tiefen Beinvenensystem ein genaues Schema des Blutflusses erstellen können. Dass sich auch die Venenwände und die Venenklappen damit beurteilen lassen, macht sie zum derzeit aussagekräftigsten diagnostischen Verfahren in der Venenheilkunde.

Auch weil sie schnell durchzuführen sind, den Patienten nicht belasten und keine Nebenwirkungen besitzen, werden Ultraschalluntersuchgen und insbesondere die Duplex-Sonografie in diesem Fachgebiet der Medizin bei sehr vielen Krankheiten und Fragestellungen routinemäßig eingesetzt. Dazu gehören:

  • Krampfadern
  • chronische venöse Insuffizienz
  • oberflächliche Venenthrombose
  • tiefe Beinvenenthrombose
  • postthrombotisches Syndrom
  • Lymphödem
  • Voruntersuchung bei chirurgischen Eingriffen am Venensystem wie dem Stripping (LINK) und den venenerhaltenden Operationen von Krampfadern.
  • Voruntersuchung bei invasiven Behandlungen von Krampfadern wie Radiofrequenz- und Lasertherapie.
  • Kontrolluntersuchungen bei chronischen phlebologischen Erkrankungen und Nachuntersuchungen nach einer Therapie

Info

Die Sonografie macht nicht nur die Venen selbst sichtbar, sondern auch darin befindliche medizinische Instrumente wie die Nadel einer Spritze oder einen Katheter. Das nutzen Phlebologen während der Verödung und der Laser- und Radiofrequenztherapie von Krampfadern. Denn mit dem Ultraschall können sie „live“ sehen, an welcher Stelle im Venensystem sich die Instrumentenspitze momentan befindet.

Wie läuft eine Ultraschalluntersuchung ab?

  • Ultraschalluntersuchungen werden im Normalfall ambulant durchgeführt, verursachen keinerlei Schmerzen und erfordern keine speziellen Vorbereitung durch den Patienten.

  • Da der Arzt das Venensystem so am besten beurteilen kann, sollte eine Duplex-Sonografie der Beinvenen zunächst im Stehen erfolgen.

  • Vom Patient vorgenommene Provokationsmanöver wie Luft anhalten oder auf den Zehen stehen helfen dem Arzt, Funktionsstörungen der Beinvenen im Ultraschall besser erkennen zu können.

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Sofern der Patient nicht gerade im Krankenhaus liegt, werden Ultraschalluntersuchungen des Venensystems in der Regel ambulant vorgenommen. Eine spezielle Vorbereitung von Seite des Patienten ist nicht erforderlich, abgesehen davon, dass die Haut der untersuchten Körperregion zugänglich sein muss. Dort trägt der Arzt dann zunächst ein Gel auf. Es verhindert, dass die Luft zwischen dem Schallkopf und der Haut die Schallwellen verändert – und damit auch das auf dem Monitor zu sehende Bild.

Eine Duplex-Sonografie des Beinvenensystems sollte wenn möglich zunächst im Stehen vorgenommen werden. Da oberflächliche und tiefe Venen dann das Blut entgegen der Schwerkraft herzwärts transportieren müssen, lässt sich ihre Funktion in dieser Position an besten beurteilen. In der Regel beginnt der Arzt mit dem „Schallen“ in der Leiste und arbeitet sich Schritt für Schritt bis zum Fuß vor.

Provokationsmanöver machen Funktionsstörungen ersichtlich

Je nach Fragestellung fordert er seinen Patienten während der Untersuchung zu so genannten Provokationsmanövern auf – wie etwa tief anzuatmen, die Luft anzuhalten und mit dem Bauch zu pressen wie beim Stuhlgang. Weil sich dadurch der Druck im Bauchraum kurzfristig erhöht, wird das venöse Blut beinwärts geschoben. Intakte Venenklappen verhindern einen Rückstrom des Bluts in den Beinen. Schließen die Klappen nicht mehr richtig, kann er Arzt im Duplex-Ultraschall erkennen, dass das Blut in Richtung Fuß zurückfließt. Den Vorfuß anzuheben beziehungsweise sich auf die Zehenspitzen zu stellen ist ein weiterer Provokationstest, mit dem sich neben den Venenklappen auch die Funktion der Muskelpumpe beurteilen lässt.

Das gesamte Beinvenensystem einschließlich des Blutflusses per Duplex-Sonografie zu untersuchen, ist relativ zeitaufwändig und erfordert zum einen ein teureres Gerät als das herkömmliche Schnittbild-Ultraschall, zum anderen einen entsprechend geschulten Arzt. Diesen Nachteilen gegenüber steht jedoch, dass die Methode besonders aussagekräftig ist, keinerlei Risiken birgt, für den Patienten nicht unangenehm ist und jederzeit wiederholt werden kann. Das hat die Duplex-Sonografie zum wichtigsten Diagnoseverfahren in der Venenheilkunde gemacht, das heute von den meisten Phlebologen in ihrer Praxis auch angeboten.

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