Verletzungen und Hautpflege

Wohl jeder Mensch achtet darauf, sich möglichst nicht zu verletzen. Für Patienten mit einem Lymphödem ist das aber besonders wichtig. Zum einen, weil selbst eigentlich banale Verletzungen wie eine kleine Prellung oder Quetschung zur Zerstörung von Lymphgefäßen führen können. Zum anderen bergen auch minimale Hautverletzungen im Bereich des Lymphödems die Gefahr, dass Krankheitserreger eindringen und eine Infektion hervorrufen. Um dem entgegen zu wirken, sollten selbst kleinste Verletzungen umgehend desinfiziert werden. Dementsprechend wird Lymphödem-Patienten geraten, immer ein Desinfektionsmittel bei sich zu haben. Zudem sollten Betroffene beim Nägel schneiden und verletzungsträchtigen Tätigkeiten wie der Gartenarbeit besondere Vorsicht walten lassen. Sowohl durch das Lymphödem selbst als auch durch die Kompressionstherapie ist die Abwehrfähigkeit der Haut herabgesetzt und stärker beansprucht als bei gesunden Menschen. Da trockene und rissige Haut eine Eintrittspforte für Bakterien bietet, ist die Hautpflege essentieller Bestandteil der Lymphödem-Therapie. Nähere Informationen dazu gibt es hier.

Bei Patienten mit Gesicht- oder Kopflymphödemen ist auf besondere Hygiene im Mundraum zu achten. Denn auch hier kann eine Wundrose (Erysipel) entstehen, die dann mit einem Antibiotikum behandelt werden muss. Die Pflege der Mundschleimhaut und der Erhalt der Schleimhautfeuchtigkeit ist für diese Patienten wichtig. Dies kann z. B. mit Bepanthen-Lutschtabletten, Hexoral-Lösung zum Spülen, Mg- K-, Ca-Polyascorbat (nicht Ascorbinsäure) erfolgen.

Bei Patienten mit Arm- und Rumpflymphödem sollte an dem betroffenen Arm und Rumpf keine Blutentnahme, keine Injektion, Infusion oder Akkupunkturbehandlung erfolgen.

Patienten mit Beinlymphödem sollten wegen der Verletzungsgefahr Barfußgehen vermeiden. Beim Baden und Schwimmen werden Beinlymphödem-Patienten Aqua- bzw. Wasserschuhe empfohlen.

Patienten mit einem Genitallymphödem benötigen dort spezielle individuelle Hautpflege. Besonders muss auf Pilzinfektionen im Genitalbereich, in der Leistengegend oder Unterbauchfalte geachtet werden. Pilzinfektionen müssen behandelt werden. Hier sind frei verkäufliche Hautdesinfektionsmittel und Cremes gegen Pilzinfektionen angeraten.

Info

Die häufigste Komplikation eines Lymphödems ist das Erysipel. Bei dieser auch als Wundrose bezeichneten Erkrankung handelt es sich um eine meist durch Streptokokken ausgelöste Entzündung des Unterhautfettgewebes. Ersichtlich wird ein Erysipel als flächige, scharf begrenzte Hautrötung, weitere mögliche Symptome sind eine Schwellung und Überwärmung der betroffenen Hautregion, Schmerzen, Übelkeit, Fieber, Schüttelfrost und Abgeschlagenheit. Da eine Wundrose immer mit Antibiotika behandelt werden muss, sollten Patienten, die diese Krankheitszeichen bei sich bemerken, schnellstmöglich ihren Arzt kontaktieren.

Kleidung und Schuhe

Einschnürende Kleidungsstücke engen auch die Lymphgefäße ein und erschweren so den beim Lymphödem krankheitsbedingt beeinträchtigten Abtransport der Lymphflüssigkeit noch zusätzlich. Um das zu verhindern, sollten die Betroffenen darauf achten, bequeme und die betroffene Körperregion nicht einschnürende Kleidung zu tragen.

Bei einem Arm- beziehungsweise Rumpflymphödem bedeutet das beispielsweise, dass Patientinnen spezielle BHs mit breiten Trägern oder der Option, Polster an den Trägern zu befestigen, benutzen. Auch seitlich am Brustkorb darf der BH nicht einschneiden. Bei Verwendung einer Brustprothese sollte diese deshalb auch nicht zu schwer sein.,

Bei einem Beinlymphödem sind abschnürende Unterhosen, Mieder und zu enge Gürtel zu vermeiden. Strümpfe und Socken sollten gut passen, flächig auf der Haut liegen, keine Falten bilden und sich nicht ins Gewebe einschnüren. In flachen Schuhen kann der Fuß besser abrollen. Diese Bewegung aktiviert die Muskel- und Gelenkpumpe und unterstützt so den Lymphfluss.

Bei Patienten mit einem Gesichts- oder Kopflymphödem sollten keine zu engen Kragen getragen werden. Bei Personen, die auf einem Trachealtubus angewiesen sind, muss auf einen lockeren Sitz des Befestigungsbändchens geachtet werden.

Für Patienten mit einem Genitallymphödem ist die fachgerechte Kompression in diesem Bereich besonders wichtig und notwendig. Die individuelle Ausführung müssen sie mit ihrem Arzt und Therapeuten besprechen und für sie alltagstauglich gestalten.

Ganz generell empfiehlt sich an warmen Tagen lockere, luftige Kleidung, unter der sich die Wärme nicht staut.

Ernährung, Übergewicht und Überlastung

Übergewicht und Adipositas können zur Beeinträchtigung der Funktion des Lymphgefäßsystems führen. Zusätzlich erschwert wird der Abtransport der Lymphflüssigkeit oft noch dadurch, dass übergewichtige Menschen sich im Alltag eher wenig bewegen und kaum Sport treiben. Daher ist es für Lymphöden-Patienten besonders wichtig, auf ihr Gewicht zu achten und eventuell vorhandenes Übergewicht zu reduzieren. Dabei hilft eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, zurückhaltendem Fleischkonsum, sowie wenig Fettreichem und Süßem. Sparsam zu salzen und genügend zu trinken – empfohlen werden mindestens zwei Liter täglich, am besten in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee – sind weitere Ernährungstipps beim Lymphödem. Eine spezielle „Lymphdiät“, die sich erwiesenermaßen positiv auf der Erkrankung auswirkt, gibt es allerdings nicht. Die erforderlichen Maßnahmen sollten individuell mit dem Hausarzt abgesprochen werden.

Übermäßige Belastungen im Alltag und im Beruf führen zur Zunahme der Gewebsflüssigkeitsbildung, was dann auch Ödeme verstärken kann. Lymphödem-Patienten sollten deshalb Stresssituationen, soweit es geht, vermeiden und zwischen belastenden Arbeiten Pausen einplanen. Bei einem Arm- beziehungswiese Rumpflymphödem empfiehlt es sich, schwere Gegenstände wie die Einkaufstasche mit dem ödemfreien Arm zu tragen und beim Reisen eine Tasche oder einen Koffer mit Rollen zu benutzen. Patienten mit Beinlymphödem sollten nicht zu lange in einer Position – stehend oder sitzend – verharren und, sofern möglich, zwischendurch die Beine für ein paar Minuten hochlagern.

Was noch wichtig ist

Da Überwärmung die Bildung von Gewebsflüssigkeit steigert, sollten Lymphödempatienten sich bei Sonnenbädern mit starker, direkter Sonneneinwirkung zurückhalten und einen Sonnenbrand vermeiden. Sauna oder Dampfbad können ungünstig sein und sollten deshalb vorsichtig ausprobiert werden, gegebenenfalls nach Rücksprache mit dem Lymphologen oder Lymphtherapeuten. In die Badewanne oder ins Thermalbad zu gehen, ist grundsätzlich erlaubt, das Wasser sollte aber nicht allzu heiß sein.

Bei klassischen Massagen ist ebenfalls Vorsicht geboten, da sie die Gewebsdurchblutung fördern und so die Bildung von Gewebsflüssigkeit erhöhen. Sanfte Massagen zur Schmerzlinderung mit anschließender Lymphdrainage sind aber problemlos möglich. An dem lymphödemfreien Körperquadranten dürfen medizinische Maßnahmen wie Blutentnahmen, Injektionen, Infusionen, Akupunkturmaßnahmen oder eine Blutdruckmessung durchgeführt werden. Aus diesem Grund sollten Personen mit einem Lymphödem bei Arztbesuchen oder Krankenhausaufenthalten immer auf ihre Erkrankung hinweisen.

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