Was ist ein Lipödem?

  • Bei einem Lipödem ist das Unterhautfettgewebe vermehrt. Meist betreffen die symmetrischen Fettanlagerungen die Beine, seltener auch die Arme.

  • Die chronische Fettverteilungsstörung tritt praktisch ausschließlich bei Frauen auf, oft nach hormonellen Umstellungen wie der Pubertät oder einer Schwangerschaft.

  • Zu den sichtbaren Fettvermehrungen kommen regelmäßig auftretende spürbare Beschwerden wie Schmerzen und eine erhöhte Druckempfindlichkeit der Haut.

  • Um die Beschwerden zu lindern, Komplikationen zu verhindern und einer Zunahme der Fettanlagerungen entgegen zu wirken, sollte betroffene Frauen möglichst frühzeitig zum Arzt gehen.

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Beim Lipödem handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung, die abhängig vom Erscheinungsbild auch als Reiterhosen- beziehungsweise Suavenhosen-Phänomen oder als Säulenbein bezeichnet wird. Charakteristisch für die chronische Erkrankung ist eine Vermehrung des Unterhautfettgewebes. Die immer symmetrisch verteilten Fettanlagerungen treten vor allem an den Beinen, seltener auch an den Armen zu Tage. Zudem neigen die Betroffenen dazu, vermehrt Wasser ins Gewebe einzulagern, was zur Bildung so genannter Ödeme führt. Ein Lipödem liegt laut Definition aber erst dann vor, wenn zusätzlich zur Fettgewebsvermehrung regelmäßig spürbare Beschwerden bestehen - wie ein unangenehmes Spannungs- oder Druckgefühl und eine verstärkte Berührungsempfindlichkeit der Haut.

Hände und Füße bleiben Fettverteilungsstörung unbeeinträchtigt, ebenso wie der Rumpf. Deshalb kommt es zu einem Missverhältnis zwischen den Proportionen des bei Normalgewichtigen schlanken Oberkörpers und der voluminösen unteren Körperhälfte. Dieses Aussehen sowie die damit verbundene Stigmatisierung kann psychisch belastend sein und das Selbstwertgefühl der Betroffenen beeinträchtigen.

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Auch bei einer Lipohypertrophie ist das Unterhautfettgewebe an den Beinen vermehrt. Im Unterschied zum Lipödem handelt es sich dabei aber um ein rein ästhetisches Phänomen, das nicht zu spürbaren Symptomen führt. Allerdings kann eine Lipohypertrophie mitunter Vorstufe eines Lipödems sein.

Frauenkrankheit mit vielen Betroffenen

Das Lipödem tritt fast ausschließlich bei Frauen auf, am häufigsten zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Meist beginnt es kurz nach der Pubertät oder nach einer Schwangerschaft kann dann im Laufe der Zeit weiter voranschreiten. Bis die Erkrankung, von der nach Schätzungen in Deutschland zwischen 500.000 und einer Million Frauen betroffen sind, diagnostiziert wird, vergehen oft Jahre. Viele Patientinnen suchen erst dann ärztlichen Rat, wenn weder Sport noch diverse Diätversuche das Problem beheben konnten. Dabei ist eine möglichst frühzeitige Behandlung wichtig, um das Fortschreiten des Lipödems zu stoppen oder zumindest zu verzögern.

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Meist vermehrt sich beim Lipödem das Fettgewebe an den Beinen. Ein frühes und häufiges Erkennungsmerkmal ist deshalb, dass die betroffenen Frauen für Hosen eine höhere Konfektionsgröße benötigen als für Blusen oder Pullis.

Wie entsteht ein Lipödem?

  • Die genauen Ursachen des Lipödems sind noch nicht vollständig erforscht.

  • Eine erbliche Veranlagung und hormonelle Veränderung wie Pubertät oder Schwangerschaft spielen bei der Krankheitsentstehung eine Rolle.

  • Zusätzlich zur der Vermehrung und Vergrößerung der Fettzellen werden die Blutkapillaren durchlässiger, so dass sich Flüssigkeit im Gewebe sammelt.

  • Gemeinsam führen diese krankheitstypischen zu einem erhöhten Druck im Unterhautfettgewebe, der dann Beschwerden wie Spannungsgefühle und Schmerzen bedingt.

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Welche Ursachen ein Lipödem hat, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Fest steht allerdings: Ernährung und Körpergewicht können die Erkrankung verschlimmern, auf deren Entstehung haben sie aber keinen größeren Einfluss. Das zeigt sich schon daran, dass schlanke Frauen die Fettverteilungsstörung ebenso entwickeln können wie normal- und übergewichtige.

Auffällig ist, dass häufig zwei oder mehr weibliche Mitglieder einer Familie betroffen sind. Deshalb spielt die erbliche Veranlagung bei der Krankheitsentstehung offenbar eine Rolle. Gleiches gilt für die weiblichen Hormone. Ein Lipödem kann zwar grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt des Lebens auftreten. Meist beginnt es aber nach hormonellen Umstellungen wie der Pubertät, einer Schwangerschaft, der Einnahme hormoneller Verhütungsmittel oder seltener mit den Wechseljahren.

Mehr Fettzellen, durchlässige Blutkapillaren

Für die krankheitstypische Vermehrung des Unterhautfettgewebes sind zwei Gründe verantwortlich. Zum einen steigt die Zahl der Fettzellen an, zum anderen werden diese auch größer. Zudem nimmt die Durchlässigkeit der als Kapillaren bezeichneten feinen Blutgefäße in den betroffenen Regionen zu. Dadurch gelangt vermehrt Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem ins umliegende Gewebe. Können diese Wasseransammlungen nicht mehr ausreichend abtransportiert werden, bilden sich Ödeme.

All das bedingt, dass sich bei einem Lipödem der Druck im Gewebe erhöht. Folge sind ein Spannungsgefühl, eine gesteigerte Empfindlichkeit auf Druck und Berührungen und Schmerzen. Außerdem neigen die Patientinnen wegen der fragileren Kapillaren zu Hämatomen. Schon kaum spürbare Stöße können bei ihnen diese umgangssprachlich blaue Flecken genannten Blutergüsse unter der Haut hervorrufen.

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Bei Männern ist das Lipödem extrem selten. Wenn sie erkranken, dann nur in Zusammenhang mit ausgeprägten hormonellen Störungen – bedingt etwa durch eine Leberzirrhose – oder nach einer Hormontherapie zur Behandlung einer Krebserkrankung.

Wie äußert sich ein Lipödem?

  • Charakteristisch für ein Lipödem ist eine seitengleiche Vermehrung des Fettgewebes, die meist die untere Körperhälfte betrifft.

  • Je Erscheinungsbild und Ausmaß der Fettansammlungen werden drei Stadien der Erkrankung unterschieden.

  • Akute Symptome der chronischen Erkrankung sind schwere geschwollene Beine, eine erhöhte Druckempfindlichkeit der Haut, Schmerzen und eine Neigung zu blauen Flecken.

  • Als Langzeitfolge kann ein Lipödem zu einem veränderten Gangbild, zu Fehlstellungen der Gelenke und zu vorzeitigem Gelenkverschleiß führen.

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Es besteht ein Mißverhältnis zwischen Rumpf und Extremitäten. Dabei ist das Fettgewebe in der verdickten Unterhaut gleichmäßig verteilt, die Hautoberfläche glatt. Betroffene reagieren an den Beinen emfpindlich auf Druck und neigen zu Blutergüssen.
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Im Unterhautfettgewebe bilden sich knotenartige Strukturen, auf der Haut zeigen sich Unebenheiten, Wellen und größere Dellen.
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Das stark vermehrte und verhärtete Fettgewebe bildet Überhänge und Furchen an den Innenseiten der Oberschenkel und an den Knien.
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Beim Lipödem sind die Fetteinlagerungen immer symmetrisch verteilt, also seitengleich an beiden Beinen beziehungsweise Armen. Charakteristisch ist auch, dass Oberkörper, Hände und Füße nicht betroffen sind und dementsprechend schlank bleiben. Von diesen Gemeinsamkeiten abgesehen, kann sich die Erkrankung von Patientin zu Patientin unterschiedlich äußern.

Vermehrt sich das Unterhautfettgewebe vor allem im oberen Teil der Oberschenkel und am Gesäß, sprechen Ärzte von einem Reiterhosenphänomen. Bei einem Säulenbein ist das Fett gleichmäßig über die gesamte Länge beider Beine verteilt. Beim Suavenhosen-Phänomen erstreckt sich das Lipödem von den Hüften bis zu den Sprunggelenken. Es kann aber auch sein, dass in erster Linie die Unterschenkel betroffen sind. Etwa 30 Prozent der Frauen mit einer Fettverteilungsstörung an den unteren Extremitäten haben zusätzlich ein Lipödem an den Armen. Dass die Erkrankung ausschließlich an den oberen Extremitäten in Erscheinung tritt, kommt nur selten vor.

Die Stadien des Lipödems

Abhängig von Ausmaß und Erscheinungsbild der Fettgewebsvermehrung teilen Phlebologen das Lipödem in folgende Stadien ein:
  • Stadium 1:
    Das Fettgewebe in der verdickten Unterhaut ist gleichmäßig verteilt, die Hautoberfläche glatt.

  • Stadium 2:
    Im Unterhautfettgewebe bilden sich knotenartige Strukturen, auf der Haut zeigen sich Unebenheiten, Wellen und größere Dellen.

  • Stadium 3:
    Das stark vermehrte und verhärtete Fettgewebe bildet Überhänge und Furchen. Diese als Wammen bezeichneten Fettwülste entstehen vorwiegend an den Innenseiten der Oberschenkel und an den Knien.

Symptome: von Schwellungen bis Gelenkverschleiß

Neben diesen sichtbaren Auswirkungen kann ein Lipödem in Reihe weiterer Symptome mit sich bringen. Welche Beschwerden auftreten und wie ausgeprägt sie sind, ist individuell unterschiedlich und nicht zwangsläufig mit dem Stadium der Erkrankung verknüpft. Zu den wichtigsten Symptomen und Folgeerscheinungen gehören:
  • Schwere, geschwollene Beine und Arme
    Das sich Beine und Arme schwer anfühlen, liegt zum einen am Gewicht des vermehrten Fettgewebes. Der zweite Grund sind die Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe, die das Lipödem begleiten können. Längeres Stehen oder sitzen und warmes Wetter fördert diese Wassereinlagerungen. Das erklärt, warum die Beine abends oft stark geschwollen sind.

  • Druckempfindlichkeit und Schmerzen
    Die vom Lipödem betroffenen Bereiche spannen und reagieren empfindlich auf Druck. Schon leichte Berührungen werden als unangenehm und schmerzhaft empfunden. Manche Patientinnen leiden auch ohne Druckeinwirkung von außen unter Schmerzen.

  • Blaue Flecken
    Da die feinen Blutkapillaren im vermehrten Unterhautfettgewebe leicht reißen, können bereits beim geringsten Anlass Hämatome entstehen. Schon ein kaum merkbarer Stoß genügt, um einen blauen Fleck hervorzurufen.

  • Behinderung beim Gehen und Wundscheuern
    Insbesondere ausgeprägte Fetteinlagerungen an den Innenseiten der Oberschenkel können beim Gehen stören. Durch das ständige Aneinanderreiben kann die Haut dort aufscheuern. Mit diesem Wundlaufen einher geht die Gefahr, dass an den offenen Stellen Entzündungen und Infektionen entstehen.

  • Lymphödem
    Bei einem fortgeschrittenen Lipödem in den Unterschenkeln steht das Gewebe manchmal so unter Druck, dass die Lymphflüssigkeit nicht mehr richtig abfließen kann. Ohne Behandlung entsteht durch den Stau ein so genanntes sekundäres Lymphödem, welches die betroffenen Bereiche noch weiter und meist auch die Füße anschwellen lässt. Phlebologen bezeichnen diese Mischform als Lipo-Lymph-Ödem.

  • Fehlstellungen und Gelenkverschleiß
    Eine weiter mögliche Folge der Fettwülste an den Oberschenkelinnenseiten und des dadurch gestörten Ganges sind Fehlstellungen der Beine. Die resultierende falsche Belastung und das Mehrgewicht können vor allem am Knie dazu führen, dass die Gelenke frühzeitig verschleißen.

Wie wird ein Lipödem festgestellt?

  • Der Arzt diagnostiziert das Lipödem durch ein Gespräch mit der Patientin und die anschließende körperliche Untersuchung.

  • Labor- oder bildgebende Untersuchungen, mit denen die Erkrankung zweifelsfrei festgestellt werden kann, stehen bis dato nicht zur Verfügung.

  • Bei nicht wenigen Betroffenen wird das Lipödem als Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) fehlgedeutet und bleibt deshalb lange unerkannt.

  • Eine Diät kann helfen, das Lipödem von der Adipositas zu unterscheiden.

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Ein Laboruntersuchung oder ein bildgebendes Verfahren, mit dem sich ein Lipödem sicher feststellen lässt, gibt es nicht. Die wichtigsten Instrumente bei der Diagnostik sind deshalb das Anamnese-Gespräch und die körperliche Untersuchung. Zunächst erkundigt sich der Arzt nach krankheitstypischen Beschwerden wie Schweregefühl, Schmerzen oder der Neigung zu Blutergüssen. Zudem fragt er nach hormonellen Veränderungen wie den Wechseljahren. Ob andere Frauen in der Familie an der Fettverteilungsstörung erkrankt sind, ist eine weitere wertvolle Information.

Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung schaut der Phlebologe seine Patientin zunächst genau an und achtet insbesondere darauf, wie der Körper proportioniert und ob das Fettgewebe symmetrisch vermehrt ist. Dann tastet er die Haut an den betroffenen Stellen ab und drückt das Gewebe ein. Für ein Lipödem spricht, dass dabei keine Delle zurück bleibt.

Ein weiteres Indiz für die Erkrankung ist, dass ein Kneifen an der Außenseite des Oberschenkels den Betroffenen mehr Schmerzen bereitet als an der Innenseite. Normalerweise verhält es sich umgekehrt. Um ein Lymphödem von einem Lipödem zu unterscheiden, hilft der Stemmer-Test. Lässt sich die Hautfalte über der zweiten und dritten Zehe beziehungsweise dem Zeige- und Mittelfinger nicht anheben, spricht das gegen ein Lipödem.

Übergewicht oder Lipödem? Diät bringt Aufschluss

Nicht immer einfach – gerade bei insgesamt fülligeren Patientinnen – ist die Unterscheidung zum Übergewicht und zur Fettleibigkeit (Adipositas), die vor allem durch die Ernährung und mangelnde Bewegung bedingt sind. Für Klarheit kann dann eine Diät sorgen. Bleibt trotz Gewichtsabnahme das Missverhältnis zwischen den Proportionen von Extremitäten und Rumpf bestehen, weist das auf ein Lipödem hin.

Der entscheidende Punkt bei der Diagnose ist, dass ein Arzt oder die Betroffenen selbst erst einmal auf die Idee kommen müssen, dass hinter der Gewichtszunahme ein Lipödem stecken könnte. Und das möglichst frühzeitig, denn je eher die Behandlung beginnt desto besser. Die Crux ist, dass die Fettverteilungsstörung nicht selten als Adipositas fehlgedeutet und deshalb lange nicht erkannt wird. Wer Anzeichen der Erkrankung bei sich feststellt, sollte sich möglichst umgehend an einen Phlebologen wenden.

Wie wird ein Lipödem behandelt?

  • Da ein Lipödem nicht ursächlich geheilt werden kann, zielt die Therapie darauf ab, die Symptome zu bessern und eine weitere Zunahme der Fettansammlungen zu verhindern.

  • Eine Kompressionstherapie, im fortgeschritten Stadium die manuelle Lymphdrainage, Sport und Bewegung sind zentrale Bestandteile der Behandlung.

  • Damit das Lipödem sich nicht verschlimmert, ist es wichtig, dass übergewichtige Patientinnen abnehmen und Normalgewichtige ihr Gewicht halten.

  • Eine weitere als sehr effektiv geltende Behandlungsmöglichkeit ist eine Fettabsaugung, bei der die krankhaften Fetteinlagerungen operativ reduziert werden.

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Bei der Therapie des Lipödems stehen zwei Ziele im Vordergrund: Zum einen den Befund an sich und die damit verbundenen Symptome zu bessern. Zum anderen einer weiteren Zunahme der Fetteinlagerungen entgegen zu wirken und drohende Komplikationen wie Lymphödeme oder Gangbildstörungen zu verhindern. Ursächlich heilen lässt sich das Lipödem zwar nicht. Wird die Behandlung aber frühzeitig begonnen und konsequent durchgeführt, stehen die Chancen aber gut, diese Therapieziele auch zu erreichen.

Ein Grundbaustein ist dabei die Kompressionstherapie. Sie verzögert oder stoppt die Zunahme des Lipödems und lindert die Beschwerden. Damit sich dieser Effekt optimal entfalten kann, müssen die Patientinnen ihre Kompressionsstrümpfe, -strumpfhosen, -leggings, -Radlerhosen oder –Bolerojacken regelmäßig tragen. Ergänzend dazu kann auch die so genannte apparative intermittierende Kompression – eine Kompressionsbehandlung mit Geräten – hilfreich sein.

Schwimmen, Walking, Radfahren – Bewegung hilft

Nach den aktuellen Behandlungsleitlinien ist auch die manuelle Lymphdrainage in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung fester Bestandteil des Therapiekonzepts. Dabei wird mit einer speziellen Massagetechnik der Abtransport von Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe angeregt. Allerdings kritisieren manche Experten diese Empfehlung als zu allgemein. Sie raten, die manuelle Lymphdrainage erst zu verordnen, wenn ein Lymphödem zweifelsfrei nachgewiesen ist und unter der Voraussetzung, dass die Kompressionstherapie konsequent durchgeführt wird.

Außer Zweifel steht hingegen, dass die Betroffenen sich viel bewegen sollten. Als ideal beim Lipödem gelten alle Sportarten, die im Wasser stattfinden, wie Schwimmen oder Aqua-Jogging. An Land bieten sich Gymnastik, Walking, Joggen und Radfahren an. Sport und Bewegung sind auch deshalb so wichtig, weil dabei Kalorien verbraucht werden. Denn Lipödem-Patienten müssen ganz besonders darauf achten, dass ihr Gewicht nicht durch eine ungünstige Lebensweise noch weiter zunimmt. Körperliche Aktivität und gegebenenfalls eine Umstellung der Ernährung können das verhindern und helfen auch dabei, bereits vorhandenes Übergewicht zu verringern.

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Wie eine Langzeitstudie belegt, korreliert die Zunahme eines Lipödems im Laufe der Jahre mit der Zunahme des Körpergewichts. Um das zu verhindern, sollten übergewichtige Patientinnen abnehmen und normalgewichtige nicht zunehmen. Gelingt es den betroffenen Frauen, nach Diagnosestellung ihr Gewicht hielten oder reduzierten, wird das Lipödem auch nicht ausgeprägter, so das Ergebnis der Untersuchung.

Fettabsaugung als Therapieoption

Das Lipödem selbst reduzieren oder gar ganz beheben können all diese Behandlungsmaßnahmen jedoch nicht. Die einzige Möglichkeit, das krankhaft vermehrte Unterhautfettgewebe zu verringern, ist eine operative Fettabsaugung. Mittels Techniken wie Ultraschall, Wasserstrahl oder Vibrationen löst der Arzt bei solch einer Liposuktion die Fettzellen zunächst vom umliegenden Gewebe und saugt sie dann über ein dünnes, schlauchartiges Instrument – das Endoskop – ab.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der Eingriff die Symptome des Lipödems deutlich bessert bis hin zur Beschwerdefreiheit und das meist für viele Jahre. Manche Patientinnen brauchen weiterhin eine Kompressionstherapie, andere kommen ohne diese Behandlung aus. Auch auf die Mobilität, mögliche Komplikation und die Lebensqualität wirkt sich die Fettabsaugung nach wissenschaftlichen Untersuchungen positiv aus. Ein für allemal beseitigt ist der Erkrankung damit aber nicht. Nehmen die Frauen wieder zu, wird sich auch das Lipödem erneut bilden. Für den Erfolg der Behandlung ist es deshalb entscheidend, das Körpergewicht dauerhaft unter Kontrolle zu behalten.

Allerdings kann es passieren, dass das Lipödem sich anschließend erneut bildet. Die Operation, die meist nur eine lokale Betäubung erfordert, gilt zwar als risikoarm. Dass Komplikationen wie Wundinfektionen oder Nachblutungen auftreten, lässt sich jedoch nicht ausschließen. Zudem sollten die Betroffenen wissen, dass sie die Liposuktion in der Regel selbst bezahlen müssen. Beim Lipödem übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für den Eingriff bis dato nur in Ausnahmefällen und auf Einzelantrag. Auch deshalb sollten Patientinnen, die eine Fettabsaugung in Erwägung ziehen, sich vorab ausführlich beraten lassen, am besten von einem erfahrenen Phlebologen.

Wie verläuft ein Lipödem?

Sowohl in den aktuellen Leitlinien als auch in zahlreichen medizinischen Lehrbüchern wird das Lipödem nach wie vor als eine chronische und progrediente Erkrankung definiert. Was bedeutet, dass die Fettverteilungsstörung zwangsläufig voranschreitet und sich dementsprechend verschlechtert. Diese Annahme gerät aber mittlerweile immer mehr ins Wanken. Denn die Erfahrung zeigt, dass der Befund sich über viele Jahre hinweg nicht verändert und die Patientinnen beschwerdefrei bleiben, wenn sie die Kompressionstherapie konsequent durchführen und regelmäßig zwei- bis dreimal die Woche Sport treiben und – ganz entscheidend – ihr Gewicht halten.

Denn was relativ häufig passiert ist, dass die Betroffenen nicht durch die Erkrankung sondern zusätzlich dazu an Gewicht zulegen. Im Zuge dessen kann sich das Lipödem verschlimmern. Für die Patientinnen ist das eine gute Nachricht. Denn es bedeutet: Ein Lipödem schreitet nicht voran sondern bleibt stabil – wenn auch ihr Körpergewicht stabil bleibt.

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