Was ist eine oberflächliche Venenthrombose?

  • Die oberflächliche Venenthrombose – kurz OVT – ist eine nicht-infektiöse Entzündung einer oberflächlichen Vene, die durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) in dem betroffenen Blutgefäß ausgelöst wird.

  • Von der im medizinischen Fachjargon oft noch als Phlebitis oder Thrombophlebitis genannten Erkrankung sind meist die Beinvenen betroffen.

  • Oberflächliche Venenthrombosen sind weit verbreitet und heilen bei korrekter Therapie in der Regel folgenlos aus.

  • Nach wie vor werden oberflächliche Venenthrombosen manchmal als Venenentzündung bezeichnet – obwohl dieser Begriff heute als überholt gilt und nicht mehr verwendet werden sollte.

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Bei einer oberflächlichen Venenthrombose bildet sich im oberflächlichen Venensystem ein Blutgerinnsel (Thrombus), das in der Regel eine örtlich begrenzte Entzündung der Wand des betroffenen Gefäßes nach sich zieht, die nicht durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren bedingt ist. Die im Fachjargon oft auch noch als Phlebitis beziehungsweise Thrombophlebitis bezeichnete Erkrankung kann grundsätzlich überall im Venensystem vorkommen. Mit Abstand am häufigsten betrifft sie aber die oberflächlichen Venen der Beine. Ein Grund dafür ist, dass die Thrombenbildung oft auf dem Boden von anderen ebenfalls an den Beinvenen auftretenden Venenleiden wie Krampfadern oder dem postthrombotischen Syndrom stattfindet.

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In den letzten Jahren hat sich herauskristallisiert, dass die so genannten Venenentzündungen einer Thrombose entsprechen. Deshalb bezeichnen Phlebologen solche Veränderungen der oberflächlichen Venen mit Blutgerinnselbildung heute lieber als oberflächliche Venenthrombose.

Auch eine Thrombose der tiefen Venen geht in der Regel mit entzündlichen Veränderungen einher. Da hier aber das Blutgerinnsel im tiefen Venensystem entsteht, wird sie als eigenständiges Krankheitsbild betrachtet. Diese Abgrenzung zwischen oberflächlicher Venenthrombose und tiefer Venenthrombose (TVT) ist auch deshalb wichtig, weil sich der Verlauf und die Behandlung der beiden Thromboseleiden unterscheiden.

Exakte Zahlen gibt es zwar nicht, alles in allem kommen oberflächliche Venenthrombosen aber relativ häufig vor. Hochkonjunktur haben sie in den Sommermonaten. Bei korrekter Therapie heilt die Krankheit in der Regel rasch und folgenlos wieder ab. Auf die leichte Schulter genommen, darf sie jedoch nicht. Denn zum einen ist eine oberflächliche Venenthrombose in bis dahin gesunden Venen bisweilen Begleiterscheinung ernster Grunderkrankungen, zum anderen kann sie selbst zu gefährlichen Komplikationen führen. Deshalb sollten sich Patienten mit oberflächlichen Venenthrombosen stets und möglichst umgehend vom Arzt behandeln lassen, am besten von einem Venenspezialisten in der Nähe.

Wie entstehen oberflächliche Venenthrombosen und welche Formen gibt es?

  • Ein verlangsamter Blutfluss sowie Verletzungen und anderweitige Erkrankungen der Venen fördern die Entwicklung einer oberflächlichen Venenthrombose.

  • Je nach Lokalisation und Auslösern werden mehrere Krankheitsformen unterschieden.

  • Die mit Abstand häufigste Krankheitsform, die 90 Prozent der Patienten betrifft, ist die oberflächliche Venenthrombose in einer Krampfader.

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Eine oberflächliche Venenthrombose kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören Umstände, die den Blutfluss in den Venen verlangsamen – wie Krampfadern, Bewegungsmangel, langes Stehen und Sitzen, Übergewicht oder die Einnahme mancher Medikamente. Wird eine Vene durch zu enge Kleidung oder eine harte Stuhlkante längere Zeit zusammengedrückt, behindert das nicht nur den Blutfluss, sondern reizt die Venenwand zudem mechanisch, was die Entstehung einer Entzündung ebenfalls begünstigt.

Gleiches gilt bei anderweitigen Verletzungen beziehungsweise Schädigungen der Vene, sei es durch heftigen Schlag, chronische Venenerkrankungen wie das postthrombotische Syndrom oder einen Venenverweilkatheter. Nach Operationen, durch längere Bettlägerigkeit, eine Schwangerschaft oder die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel wie der Pille – insbesondere in Verbindung mit Rauchen – steigt die Gerinnungsbereitschaft des Blutes. Auch das sind dementsprechend Faktoren, die das Risiko für eine oberflächliche Venenthrombose erhöhen, ebenso wie Blutgerinnungsstörungen, bestimmte bösartige Tumoren und eine Reihe von Krankheiten des Bindegewebes.

Formen der oberflächlichen Venenthrombose

Anhängig von der Lokalisation und den Auslösern teilen Phlebologen oberflächliche Venenthrombosen (OVT) in mehrere Formen ein. Die drei wichtigsten sind:

  • OVT in einer Krampfader (ehemals Varikophlebitis)
    Rund neun von zehn Patienten haben eine „Varikophlebitis“, bei der sich die oberflächliche Venenthrombose in einer Krampfader entwickelt. Besonders oft trifft es die große Stammvene des Beins, die Vena saphena magna, oder eine dort einmündenden Seitenastvenen. Mit zunehmendem Alter und mit der Dauer des Krampfaderleidens nimmt das Erkrankungsrisiko zu. Am häufigsten tritt die Thrombose in einer Krampfader zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf, sie kann aber auch bei deutlich jüngeren Menschen vorkommen.

  • OVT in einer gesunden Venen (ehemals Thrombophlebitis)
    Dieser Begriff bezeichnet die Bildung eines Thrombus in einer zuvor nicht veränderten oberflächlichen Vene. Diese früher auch als Thrombophlebitis bezeichnete Form der oberflächlichen Venenthrombose tritt vor allem zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf – bei Männern und Frauen etwa gleich häufig und kann ein Hinweis auf eine Störung der Blutgerinnung sein. Lässt sich - was häufig vorkommt ¬ keine eindeutige Ursache dingfest machen, sprechen Phlebologen von einer idiopathischen Erkrankung.
    Bei einer früher als Thrombophlebitis saltans bezeichneten Sonderform bilden sich wiederholt Blutgerinnsel in bis dato gesunde Venen in unterschiedlichen Zeitabständen an wechselnden Stellen. Daher die aus dem Lateinischen kommende Bezeichnung saltans, die übersetzt „springend“ bedeutet. Betroffen sind meist kurze Abschnitte kleiner Venen in und direkt unter der Haut. Für sich genommen ist die am häufigsten zwischen dem 20. und 40. Geburtstag auftretende Thrombophlebitis saltans harmlos. Allerdings kann sie auf andere schwerwiegende Krankheiten wie Krebs, Tuberkulose oder bestimmte Autoimmunerkrankungen hinweisen. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene die möglichen Hintergründe dieser Krankheitsform immer vom Arzt abklären lassen.

  • Infusionsthrombophlebitis
    Die Infusionsthrombophlebitis wird durch einen sogenannten Venenkatheter ausgelöst. Diesen dünnen, biegsamen Kunststoffschlauch legt der Arzt meist in eine Vene am Arm, an der Hand oder seltener auch am Hals. Dort verbleibt er dann einige Tage und dient als Gefäßzugang zur Gabe von Medikamente oder Infusionen. Sowohl der Katheter selbst als auch die Infusionslösungen können die Venenwand reizen und so eine Thrombenbildung hervorrufen. Gefährlich wird es, wenn dabei Bakterien in die Vene gelangen. Dann kann es zu einer septischen Thrombophlebitis kommen. Um diese zwar seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Form der oberflächlichen Venenthrombose zu verhindern, sollten Venenverweilkatheter sorgsam behandelt werden und nur so kurz wie möglich liegen bleiben.

Info

Viele Menschen verbinden mit dem Begriff Entzündung eine bakterielle Infektion. Von seltenen Ausnahmen abgesehen, spielen Bakterien aber bei Entzündungen der Venen und damit auch bei oberflächlichen Venenthrombosen keine Rolle. Bei einer diesem Krankheitsbild Antibiotika zu verordnen, ist deshalb nicht sinnvoll und wegen möglicher Nebenwirkungen eher schädlich als nützlich.

Wie äußert sich eine oberflächliche Venenthrombose?

  • Bei einer oberflächlichen Venenthrombose ist der erkrankte Venenabschnitt als roter Strang in der Haut zu sehen.

  • Ein weiteres typisches Symptom sind stechende, brennende Schmerzen, die schon bei leichtem Druck auf das betroffene Gefäß auftreten.

  • Das Gefährliche an oberflächlichen Venenthrombosen ist, dass sie relativ häufig ein tiefe Beinvenenthrombose übergehen.

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Die Symptome einer oberflächlichen Venenthrombose sind in der Regel recht charakteristisch. Der betroffene Venenabschnitt zeichnet sich als roter, meist leicht geschwollener Strang auf der umgebenden Haut ab, die oft ebenfalls gerötet ist und sich deutlich wärmer anfühlt. Schon leichter Druck auf das betroffene Gefäß und manchmal allein die Anspannung der umliegenden Muskulatur verursacht stechende, brennende Schmerzen.

Dass die betroffene Gliedmaße insgesamt anschwillt, sich prall und schwer anfühlt, kommt bei einer alleinigen oberflächlichen Venenthrombose so gut wie nie vor. Diese Symptome sowie plötzlich einsetzende, muskelkaterartige Schmerzen und eine bläulich verfärbte Haut am Bein sprechen für eine tiefe Venenthrombose. Wer solche Krankheitszeichen bemerkt, sollte sich ohne Verzögerung mit einem Arzt in Verbindung setzen.

Allerdings haben nicht wenige Patienten mit oberflächlichen Venenthrombosen gleichzeitig eine tiefe Venenthrombose oder eine Lungenembolie – meist ohne davon etwas zu bemerken. Bei der Lungenembolie wird ein im Venensystem entstandenes Blutgerinnsel in die Atmungsorgane eingeschwemmt und verstopft dort eine oder mehrere Lungenarterien. Verschließt der Thrombus ein größeres Lungengefäß, kann das lebensbedrohlich sein.

Insgesamt entwickeln bis zu 30 Prozent der Menschen mit einer OVT innerhalb von drei Monaten eine tiefe Venenthrombose oder eine Lungenembolie. Diese beiden Komplikationen zu verhindern, ist eines der Hauptziele bei der Therapie von oberflächlichen Venenentzündungen.

Wie wird eine oberflächliche Venenthrombose festgestellt?

  • Am Beginn der Diagnostik stehen die Erhebung der Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung, die dem Arzt erst und oft schon entscheidende Hinweise auf die Erkrankung liefert.

  • Um den Verdacht auf eine oberflächliche Venenthrombose zu bestätigen, muss immer eine Sonografie durchgeführt werden.

  • Mit dieser Ultraschalluntersuchung kann der Arzt das ursächliche Blutgerinnsel in der Venen sichtbar machen.

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Um eine oberflächliche Venenthrombose zu diagnostizieren, erkundigt sich der Arzt zunächst nach der Krankengeschichte. Im Rahmen dieser Anamnese fragt er nicht nur nach den aktuellen Beschwerden, sondern klärt auch, ob sein Patient schon einmal eine Phlebitis hatte und ob ein Krampfaderleiden oder anderweitige Erkrankungen vorliegen. Zudem informiert er sich über mögliche Risikofaktoren wie die Einnahme hormoneller Verhütungsmitteln, mangelnde Bewegung oder dem Rauchen.

Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung wird die betroffene Gliedmaße in Augenschein genommen. An Hand der Symptome Rötung, verhärteter Venenstrang, Überwärmung und teils leichter Schwellung erkennt der Phlebologe eine oberflächliche Venenthrombose oft schon auf den ersten Blick. Tastet er den erkrankten Bereich ab, tut das dem Patienten weh.

Gefäß-Ultraschall zeigt Thrombosen

Wichtigste Diagnosemethode bei Verdacht auf eine oberflächliche Venenthrombose ist heute der Ultraschall. Weiter erleichtert wird die Diagnose noch durch den zusätzlichen Einsatz der so genannten farbkodierten Duplex-Sonografie. Zum einen macht diese Ultraschalluntersuchung die durch die nicht-infektiöse Entzündung im umliegenden Gewebe sichtbar. Zum anderen ermöglicht sie es dem Arzt, das Blutgerinnsel zu erkennen und dessen Ausdehnung zu beurteilen. Um sicher zu gehen, dass keine tiefe Thrombose vorliegt, müssen neben den oberflächlichen immer auch die tiefen Venen per Duplex-Sonografie mituntersucht werden.

Auch wenn feststeht, dass es sich um eine oberflächliche Venenthrombose handelt, können manchmal noch zusätzliche Untersuchungen notwendig werden – etwa eine Computertomografie oder eine Laboranalyse des Blutes. Sinn und Zweck dieser weiterführenden Diagnostik ist meist, mögliche Auslöser wie einen bösartigen Tumor auszuschließen beziehungsweise dingfest zu machen.

Wie werden oberflächliche Venenthrombosen behandelt?

  • Kühlung, schmerzlindernde anti-entzündliche Medikamente und eine Kompressionstherapie sind im akuten Stadium einer oberflächlichen Venenthrombose die wichtigsten Behandlungsmaßnahmen.

  • Um den Übergang in eine tiefe Venenthrombose zu verhindern, sollten sich die Patienten sich trotz der Beschwerden bewegen.

  • Bei einer sehr ausgedehnten oberflächlichen Venenthrombose kann eine vorrübergehende Behandlung mit Medikamenten notwendig sein, die die Blutgerinnung hemmen.

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Die Therapie richtet sich nach Form, Ausprägung und Lokalisation der Erkrankung. Damit eine oberflächliche Venenthrombose wieder abklingt, reichen meist zwei beziehungsweise drei Maßnahmen aus: Den schmerzhaften Bereich zu kühlen, bei Bedarf schmerzlindernde, antientzündliche Medikamente einzunehmen sowie eine Kompressionstherapie. Letztere lindert die Beschwerden, beschleunigt den Heilungsprozess und wirkt zudem einer tiefen Venenthrombose entgegen.

Gegen die Schmerzen helfen Medikamente aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antiphlogistika wie die Wirkstoffe Diclofenac oder Ibuprofen. Eine frische oberflächliche Venenthrombose in Krampfadern heilt oft schneller ab, wenn das Blutgerinnsel über einen oder mehrere kleine Einschnitte in die Vene entfernt wird. Ob eine solche Stichinzision Sinn macht, ist jedoch eine individuelle Entscheidung, die Betroffene gemeinsam mit dem behandelnden Arzt fällen sollten.

Bewegung statt Bettruhe

Viele Patienten empfinden es als angenehm, das betroffene Bein hochzulagern. Dagegen gibt es keine Einwände, zu sehr schonen sollten sie sich jedoch nicht. Denn anders als früher steht in der Behandlung von Venenentzündungen nicht Bettruhe sondern Bewegung auf dem Programm. Dadurch sinkt die Gefahr, dass das Blutgerinnsel sich in die tiefen Venen ausdehnen kann.

Besonders hoch dieses Risiko einer solchen tiefen Venenthrombose, wenn zum Beispiel bei der OVT in Krampfadern bereits ein längerer Thrombus entstanden ist und oder wenn sich das Blutgerinnsel im Bereich der Einmündungen zum tiefen Venensystem befindet. Im ersten Fall empfehlen Phlebologen dann für vier bis sechs Wochen eine Therapie mit niedrig dosierten die Blutgerinnung hemmenden Medikamenten. Im zweiten Fall wird geraten, die Erkrankung wie eine tiefe Beinvenenthrombose zu therapieren.

Da die oberflächliche Venenthrombose sonst zurückkehren kann, ist es ratsam, die Krampfadern nach dem Abklingen der Erkrankung zu behandeln. Bei einer Infusionsthrombophlebitis müssen die Ursachen umgehend beseitigt werden. Ist der Venenkatheter entfernt, heilt diese Form der oberflächlichen Venenthrombose meist rasch und ohne Folgen wieder ab.

Wie verläuft eine Venenentzündung und welche Vorbeugungsmöglichkeiten gibt es?

Aus einer oberflächlichen Venenthrombose kann sich relativ rasch eine weitaus gefährlichere tiefe Venenthrombose entwickeln. Wer Anzeichen der OVT bei sich feststellt, sollte deshalb in jedem Fall zu Arzt gehen – und das möglichst schnell.

Rechtzeitig und konsequent behandelt, heilt die Erkrankung normalerweise vollständig und ohne Komplikationen wieder aus. Eine leichte oberflächliche Venenthrombose ist meist schon nach ein, zwei Wochen wieder abgeklungen. Bei einer ausgeprägten OVT, zum Beispiel in Krampfadern, kann der Heilungsprozess deutlich länger dauern.

Gänzlich verhindern lassen sich oberflächliche Venenthrombosen zwar nicht. Ein venengesunder Lebensstil kann das Risiko zu erkranken, aber senken. Eine weitere wichtige Vorbeugungsmaßnahme ist, ein Krampfaderleiden frühzeitig zu behandeln. Denn die sind der Ausgangspunkt für die mit Abstand häufigste Krankheitsform, die oberflächliche Venenthrombose in einer Krampfader.

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