Was ist ein postthrombotisches Syndrom?

  • Das postthrombotische Syndrom (PTS) beschreibt verschiedene Folgeerscheinungen, die Monate bis Jahre nach einer tiefen Venenthrombose auftreten.

  • Die relativ häufig auftretende Erkrankung kann schwerwiegende Auswirkungen haben und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen.

  • Damit sich ein postthrombotisches Syndrom nicht verschlimmert, sollten Betroffene möglichst frühzeitig bei einem Phlebologen (Venenspezialist) in Behandlung gehen.

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Unter dem Begriff postthrombotisches Syndrom (PTS) fassen Phlebologen eine Reihe von Beschwerden und Folgeerscheinungen zusammen, die wenige Monate bis Jahre nach einer Thrombose des tiefen Venensystems entstehen. Verantwortlich dafür dauerhafte Schäden in der Venenwand, die nach solch einem Blutgerinnsel zurück bleiben. Zu den möglichen Symptomen des postthrombotischen Syndroms zählen zum Beispiel Wasseransammlungen im Gewebe – so genannte Ödeme – Hautveränderungen, Schwere- und Spannungsgefühl in der betroffenen Extremität, Krämpfe und Schmerzen.

In verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen entwickeln 20 bis 50 Prozent der Thrombose-Patienten ein postthrombotisches Syndrom, die meisten im Anschluss an eine tiefe Beinvenenthrombose auftritt. Besonders hoch ist das Erkrankungsrisiko nach einem ausgeprägten Blutgerinnsel in den Beckenvenen und im Anfangsteil der Oberschenkelvene. Allerdings stammen diese Zahlen teils schon aus älteren Studien. Experten gehen davon aus, dass das Krankheitsbild durch die Verbesserungen in der Diagnose und Therapie von Venenthrombosen in den letzten Jahren deutlich seltener geworden ist.

Definitiv fest steht aber, dass ein fortgeschrittenes PTS die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigen kann. Sowohl bei der ursächlichen Thrombose selbst als auch bei einem postthrombotischen Syndrom ist deshalb eine frühzeitige, konsequente Behandlung sehr wichtig. Bei richtiger Therapie können in den meisten Fällen die Beschwerden des PTS deutlich gelindert und weitere Folgeschäden verhindert werden.

Wie entsteht ein postthrombotisches Syndrom?

  • Hintergrund der Erkrankung sind nach einer Thrombose zurückbleibende teilweise Verschlüsse der betroffenen Vene und Schäden an den Venenklappen.

  • Die daraus resultierende Druckerhöhung im Venensystem bedingt dann die als postthrombotisches Syndrom zusammengefassten Krankheitszeichen.

  • Übergewicht, höheres Lebensalter und eine nicht ausreichende Thrombose begünstigen die Entstehung eines postthrombotischen Syndroms.

Nach der Thrombose ist die Vene oft beschädigt: die Wände bleiben gedehnt und die Klappen sind nicht mehr in der Lage sich zu schließen. Durch den fehlenden Klappenschluss ensteht ein zu hoher Druck in der Vene, dadurch leiert diese aus.
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Bei einer Venenthrombose bildet sich in der Vene ein Blutgerinnsel (Thrombus), das den Blutstrom dort behindert oder sogar vollständig unterbindet. Zwar versucht der Körper danach, das Hindernis zu beseitigen. Das Gerinnsel ganz aufzulösen und den normalen Blutfluss wieder herzustellen, gelingt aber keineswegs immer. Zudem nehmen die zarten Klappen, die in den Venen den Rückstrom des Blutes verhindern, durch die Thrombose oft bleibenden Schaden.

Diese so genannte Venenklappeninsuffizienz und der verbleibende Teil-Verschluss der thrombosierten Vene bewirken, dass sich der Druck im Venensystem erhöht und es in der betroffenen Extremität zu einem Blutstau kommt. In der Folge entwickeln sich daraus dann die verschiedenen Beschwerden und Krankheitszeichen, die als postthrombotischen Syndrom zusammengefasst werden.

Am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit eines PTS nach einer tiefen Venenthrombose im Bereich des Beckens und der Oberschenkel. Weitere Risikofaktoren sind höheres Alter und Übergewicht. Insbesondere eine nicht ausreichende Thrombosetherapie kann dazu beitragen, dass die Patienten ein postthrombotisches Syndrom entwickeln. Umgekehrt formuliert bedeutet das: Wird die Thrombose frühzeitig mit einer Kompressionstherapie und die Blutgerinnung hemmenden Medikamenten behandelt, können derartige Folgeerscheinungen vermieden werden.

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Ideal ist, wenn ein Venenspezialist nach Abschluss der Behandlung einer Thrombose untersucht, ob die tiefen Beinvenen ihre Funktion wieder vollständig übernehmen. Wenn nicht, muss erwogen werden, die gerinnungshemmende Therapie in niedriger Dosierung fortzusetzen. In jedem Fall sollten die Patienten dann konsequent Kompressionskniestrümpfe tragen – unter Umständen lebenslang. Damit können sie dem postthrombotischen Syndrom am effektivsten vorbeugen.

Wie äußert sich ein postthrombotisches Syndrom?

  • Frühe Anzeichen des postthrombotischen Syndroms sind, dass das betroffene Bein angeschwollen ist, schmerzt und spannt – insbesondere am Abend.

  • Im weiter fortgeschrittenen Stadium können sich Krampfadern, Hautveränderungen entwickeln und als Ulcus cruris bezeichnete schlecht heilende Wunden am Unterschenkel entwickeln.

  • Sehr schwere postthrombotische Syndrome mit großen Unterschenkelgeschwüren und eingeschränkter Beweglichkeit des Fußgelenks kommen heute nur noch selten vor.

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Erstes Anzeichen eines postthrombotischen Syndroms ist in der Regel, dass die betroffene Gliedmaße dazu neigt anzuschwellen. Die Patienten klagen über ein Schweregefühl und Spannungsschmerzen, die zum Abend hin zunehmen. Ein Grund dafür sind Wasseransammlungen im Gewebe. Diese so genannten Ödeme entstehen, weil durch den hohen Druck Flüssigkeit aus den Venen in die Umgebung austritt.

Eine vermehrte oberflächliche Venenzeichnung und die Bildung von Krampfadern gehören bereits zu den Symptomen eines fortgeschritteneren postthrombotischen Syndroms. Ein weiteres Krankheitszeichen sind Hautveränderungen wie bräunlich verfärbte Bereiche, Verhärtungen der Haut und des Unterhautgewebes, Ekzeme und Juckreiz. In Folge erhöhten Drucks in den Beinvenen, der das Gewebe schädigt, kann sich mit der Zeit ein chronisches Unterschenkelgeschwür entwickeln. Diese als Ulcus cruris oder offenes Bein bezeichnete Erkrankung macht sich durch schlecht heilende Wunden und offene Stellen bemerkbar.

PTS-Patienten mit einer so genannten venösen Claudicatio haben beim Gehen zunehmend starke Schmerzen im Bein, die beim Stehenbleiben nachlassen. Das führt dazu, dass die Betroffenen bereits nach kurzen Wegstrecken Stopps einlegen müssen. Zu den schwersten Folgeerscheinungen des postthrombotischen Syndroms zählen Bewegungseinschränkungen im Fußgelenk und große Geschwüre rund um den Unterschenkel, die auch Muskeln und Sehnen beschädigen können. Solche extremen Krankheitsverläufe treten heute aber glücklicherweise nur noch sehr selten auf.

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Die durch zunehmende Schmerzen beim Gehen, die im Stehen wieder nachlassen, gekennzeichnete Claudicatio kann nicht nur beim postthrombotischen Syndrom sondern auch bei Erkrankungen der Arterien (Schlagadern) auftreten. An Hand der Krankengeschichte, mit einer Ultraschalluntersuchung und durch die Tatsache, dass sich eine venöse Claudicatio durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen bessert, kann der Arzt die beiden Formen unterscheiden.

Wie wird ein postthrombotisches Syndrom festgestellt?

  • Krankengeschichte und körperliche Untersuchung geben dem Arzt wichtige Hinweise auf ein postthrombotisches Syndrom.

  • Um das Venensystem zu beurteilen und Teilverschlüsse oder defekte Venenklappen dingfest zu machen, wird immer eine Duplex-Sonografie genannte Ultraschalluntersuchung durchgeführt.

  • Um die Diagnose postthrombotisches Syndrom zu stellen, müssen die Patienten Beschwerden haben und die ursächliche Thrombose mindestens drei Monate zurück liegen.

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Der erste Schritt zur Diagnose des postthrombotischen Syndroms ist die Erhebung der Krankengeschichte. In dem auch Anamnese genannten Gespräch fragt der Arzt gezielt, ob sein Patient eine Thrombose hatte und wenn ja wann. Außerdem erkundigt er sich nach den Beschwerden und nach anderweitigen Erkrankungen. Daran an schließt sich die körperliche Untersuchung. Dabei achtet der Phlebologe insbesondere auf charakteristische Symptome wie Schwellungen und Hautveränderungen.

Für Anamnese und körperliche Untersuchung gibt es spezielle Fragebögen beziehungsweise PTS-Scores. Sie ordnen den Beschwerden und Befunden je nach Ausprägung entsprechende Punktwerte zu und ermöglichen es so, den Schweregrad des postthrombotischen Syndroms zu ermitteln.

Gefäß-Ultraschall gibt Aufschluss

Die wichtigste apparative Diagnosemethode ist die Duplex-Sonografie. Mit dieser Ultraschall-Untersuchung kann der Arzt Thrombosen, Teilverschlüsse, Schäden an den Klappen und den Blutfluss im Venensystem sichtbar machen. Bei manchen Patienten wird zusätzlich eine computertomografische (CT-) oder eine magnetresonanztomografische (MR-) Phlebografie durchgeführt. Diese Verfahren liefern präzise Schnittbilder der Venen und eigenen sich besonders zur Untersuchung des Beckenbereichs, wo die Duplex-Sonografie an ihre Grenzen stoßen kann.

Auffälligkeiten bei diesen bildgebenden Untersuchungen allein reichen allerdings nicht aus. Die Diagnose postthrombotisches Syndrom darf erst gestellt werden, wenn die Patienten auch Beschwerden haben und seit der akuten Thrombose mindestens drei Monate vergangen sind.

Wie wird ein postthrombotisches Syndrom behandelt?

  • Da keine Heilung möglich ist, zielt die Therapie darauf ab, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

  • Basis der Behandlung ist eine konsequent durchgeführte Kompressionstherapie – ergänzt durch Krankengymnastik und regelmäßige, aktive Bewegung des betroffenen Beins.

  • Eine operative Behandlung sollten Arzt und Patient erst erwägen, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten nicht den gewünschten Erfolg bringen.

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Das postthrombotische Syndrom lässt sich bis heute nicht heilen. Deshalb zielt die Behandlung darauf ab, vorhandene Beschwerden zu lindern und zu verhindern, dass die Erkrankung voranschreitet und weitere Symptome hinzukommen. Im Mittelpunkt steht dabei die Kompressionstherapie. Konsequent angewendet fördert sie den Abstrom des Blutes aus den Venen, verbessert die Funktion der Venenklappen, reduziert Flüssigkeitsansammlungen und verbessert die Blutzirkulation im Gewebe. Auch ein offenes Bein heilt mit Kompression nachweislich schneller ab als ohne. Zudem sinkt dadurch das Risiko, dass sich ein Ulcus entwickelt oder nach zunächst erfolgreicher Behandlung zurückkehrt.

Bewegung unterstützt stockenden Blutfluss

Wichtig ist zudem, die Muskelpumpe in den Beinen zu aktivieren, die das venöse Blut Richtung Herz transportiert. Deshalb gehören krankengymnastische Übungen und regelmäßiges aktives Bewegen der betroffenen Extremität zum Behandlungskonzept des PTS. Besonders geeignet sind Wassersportarten, Walking, Joggen und Fahrradfahren. Ihr Bein durch zu extremen Ausdauersport überlasten, sollten die Betroffenen allerdings nicht.

Das postthrombotische Syndrom kann auch operativ behandelt werden, beispielsweise mit einer so genannten Stent-Angioplastie nach einer Beckenvenen-Thrombose. Dabei setzt der Arzt in die verengte Vene eine Art Röhrchen – den Stent – ein, welches das Gefäß wieder durchgängig macht. Allerdings sprechen die internationalen Leitlinien maximal eine schwache Empfehlung für die chirurgischen Behandlungsmethoden des PTS aus. Deshalb sollten Arzt und Patient eine Operation erst in Erwägung ziehen, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und bei den Betroffen ein sehr großer Leidensdruck besteht.

Wie verläuft ein postthrombotisches Syndrom und was können die Patienten selbst tun?

Die Funktion des Venensystems wieder vollständig herzustellen und das postthrombotische Syndrom so zu heilen, ist leider nicht möglich. Da die entstandenen Schäden an den tiefen Venen lebenslang bestehen bleiben, müssen sich sowohl der zuständige Arzt als auch der Patient selbst konsequent und dauerhaft um die Krankheit kümmern. Denn nur dann kann verhindert werden, dass sich das PTS verschlimmert und es zu Komplikationen wie einem offenen Bein kommt.

Betroffene sollten sich in jedem Fall von einem Spezialisten behandeln lassen, am besten von einem Phlebologen in ihrer Nähe. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind beim postthrombotischen Syndrom unabdingbar. Sie ermöglichen es dem Arzt, die Therapie an die momentane Situation anzupassen und eventuell auftretende Probleme frühzeitig zu erkennen.

Mit Sport und Bewegung sowie einem venengesunden Lebensstil können die Patienten entscheidend zum Erfolg der Behandlung beitragen. Darüber hinaus schützen diese Maßnahmen vor weiteren Thrombosen, was bei Menschen mit postthrombotischen Syndrom besonders wichtig ist.

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