Was ist eine Venenthrombose?

  • Bei einer Venenthrombose bildet sich in einer Vene ein Blutgerinnsel, welches das Gefäß ganz oder teilweise verschließt.

  • Für Venenärzte relevant ist vor allem die tiefe Venenthrombose, die meist in den tiefen Beinvenen auftritt.

  • Mit jährlich einem von Tausend neu betroffenen Erwachsenen gehört die tiefe Venenthrombose zu den häufigsten akuten Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.

  • Da sowohl akute Komplikationen als auch langfristige Folgeerscheinungen drohen, sollte jeder Verdacht auf eine tiefe Venenthrombose schnellstmöglich beim Arzt abgeklärt werden.

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Von einer Thrombose sprechen Ärzte, wenn ein Blutgefäß durch ein Blutgerinnsel ganz oder teilweise verschlossen wird. Der Begriff ist abgeleitet vom griechischen Wort Thrombus für „Klumpen“ oder „Pfropf“. Prinzipiell können Thrombosen in allen Gefäßen des menschlichen Körpers auftreten, also sowohl in den Arterien als auch im Venensystem. Für Phlebologen relevant sind jedoch nur die venösen Thrombosen und dabei vor allem die tiefe Venenthrombose (TVT).

Wie der Name sagt, bildet sich das Blutgerinnsel bei diesem Krankheitsbild in den großen, tief liegenden Venen. Die meisten tiefen Venenthrombosen entstehen in den Beinvenen, insbesondere im Unterschenkel. Auch die selteneren Beckenvenenthrombosen gehen größtenteils von einem Thrombus der Beine aus, der sich in den Beckenbereich ausbreitet.

Untersuchungen zufolge erleidet in Deutschland jedes Jahr etwa einer von 1000 Erwachsenen erstmals eine tiefe Venenthrombose. Damit belegt die TVT bei den häufigsten akuten Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems hinter Herzinfarkt und Schlaganfall den dritten Rang. Grundsätzlich kann die Krankheit jeden treffen, mit zunehmenden Alter steigt das Risiko allerdings an.

Gefürchtete Komplikation Lungenembolie

Die große Gefahr besteht darin, dass das Blutgerinnsel sich von seinem Entstehungsort ablöst. Mit dem Blutstrom kann der Thrombus dann über das Herz in die Lunge geschwemmt werden und dort die Gefäße verstopfen. Dieses lebensbedrohliche Krankheitsbild wird als Lungenembolie bezeichnet und ist nach Einschätzung von Experten hierzulande für 40.000 bis 100.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Um derart ernsthafte Folgen von vorherein zu verhindern, muss jede tiefe Venenthrombose umgehend vom Arzt behandelt werden.

Eine oberflächliche Venenthrombose erhöht ebenfalls das Risiko für eine Lungenembolie, wenn auch in geringerem Maß. Diese Thrombose-Form betrifft die unter der Hautoberfläche verlaufenden venösen Blutgefäße und geht in der Regel mit einer Venenentzündung einher. Allerdings kann sich das Blutgerinnsel bei einer solchen Thrombophlebitis superficialis bis nahe an den Zusammenfluss mit dem tiefen Venensystem ausdehnen. Deshalb darf auch eine oberflächliche Venenthrombose nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Wie entsteht eine Thrombose?

  • Thrombosen entwickeln sich, weil das Blutgerinnungssystem durch Umstände aktiviert wird, bei denen das gar nicht erforderlich ist.

  • Die drei Hauptursachen dafür sind ein verlangsamter Blutfluss in den Venen, Veränderungen der Gefäßwände und eine veränderte Zusammensetzung des Bluts.

  • Verschiedene Umstände können dies Ursachen fördern und so das Thromboserisiko erhöhen – von längerer körperliche Inaktivität und erweiterten Venen über Blutgerinnungsstörungen und Flüssigkeitsmangel bis hin zu Gefäßverletzungen und früheren Thrombosen.

  • Unabhängig davon steigt die Wahrscheinlichkeit, eine tiefe Venenthrombose mit zunehmendem Alter an.

  • Bei den meisten Patienten entsteht eine Thrombose durch das Zusammenspiel mehrerer dieser Risikofaktoren.

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Die Klappen einer gesunden Vene öffnen sich regelmäßig um den Blutstrom zum Herzen zu ermöglichen und schließen sich wieder, sodass das Blut nicht der Schwerkraft folgend fußwärts fließt.
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Es bildet sich ein Blutgerinsel (z.B. durch verlangsamten Blutfluss).
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Das Blutgerinsel blockiert den Blutfluss.
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Die Wände der Vene dehnen sich, die Klappen werden beschädigt.
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Der Körper löst das Blutgerinnsel mehr oder weniger gut wieder auf, die Klappen bleiben jedoch geschädigt und können nicht mehr schließen.
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Um zu verhindern, dass nach einer Gefäßverletzung zu viel Blut verloren geht, besitzt der Körper ein komplexes Blutgerinnungssystem. Wird es aktiviert, verklumpen bestimmte Blutbestandteile und bilden so eine Art „Pflaster“, welches das Leck wieder verschließt. Dieser lebenswichtige Schutzmechanismus ist letztlich auch für die Thrombose verantwortlich. Hier wird der Gerinnungsprozess allerdings durch Umstände in Gang gesetzt, bei denen das gar nicht notwendig wäre. Insgesamt gibt es die folgenden drei Hauptursachen für Venenthrombosen, die jeweils durch verschiedene Einflüsse gefördert werden:

Ursache 1: verlangsamter Blutfluss

Strömt das Blut zu langsam durch die Venen oder wird verwirbelt, steigt die Gerinnungsneigung an. Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Thrombose entwickelt. Zu den Umständen, die den Blutfluss verlangsamen können, gehören:
  • Längere körperliche Inaktivität
    Bewegungen der Bein- und insbesondere der Wadenmuskeln beschleunigen den Blutstrom. Fällt diese Muskelpumpe aus, fließt das Blut langsamer ab als sonst. Aus diesem Grund erhöht längere körperliche Inaktivität, beispielsweise nach einer Operation, durch Bettlägerigkeit, Lähmungen oder das Tragen eines Gipsverbandes erhöht das Thrombose-Risiko.

  • Langes (und beengtes) Sitzen
    Schon kürzere Phasen der Bewegungsarmut, etwa während eines Langstreckenflugs, können die Entstehung einer Thrombose begünstigen. Zur körperlichen Inaktivität kommt oft noch, dass die Venen durch die knappen Sitzverhältnisse Bus, Auto oder Flugzeug zusätzlich eingeengt werden – was den Blutfluss dann nochmals verlangsamt.

  • Strömungshindernisse
    Tumoren und Knochenvorsprünge können die Venen ebenso abdrücken wie zu enge Verbände, Bandagen oder Kleidungsstücke. Solche Abflusshindernisse bremsen den Blutstrom und fördern so die Entstehung von Gerinnseln. Auch im letzten Drittel der Schwangerschaft engt das Kind die Venen im Bauchraum ein – ein Grund dafür, dass das Thromboserisiko bei werdenden Müttern erhöht ist.

  • Erweiterungen des Venensystems
    Dass das Blut in den krankhaft erweiterten Venen anders fließt, ist ein Charakteristikum von Krampfadern. Tatsächlich haben Patienten mit unbehandelten, ausgeprägten Krampfadern und Anzeichen einer chronischen venösen Insuffizienz ein erhöhtes Thromboserisiko, wie 2018 eine große Studie aus Taiwan zeigte. Ob der Zusammenhang ursächlich ist oder nur auf gemeinsame Risikofaktoren der beiden Erkrankungen zurückzuführen ist, bleibt aber unklar. Zudem gibt es in Deutschland nur wenige Patienten mit einem derart fortgeschrittenen Krampfaderleiden, das nicht behandelt wird.

  • Hormone und Medikamente
    Auch weibliche Hormone weiten das Venensystem und steigern damit die Thrombosegefahr. Gleiches gilt für eine Reihe von Medikamenten, darunter die meisten Mittel gegen Bluthochdruck.

  • Herz-Krankheiten
    Herzrhythmusstörungen oder eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) können ebenfalls dazu führen, dass sich mehr Blut im venösen System sammelt und dort dementsprechend langsamer fließt.

Ursache 2: Veränderte Zusammensetzung des Blutes

Normalerweise herrscht im Blut ein Gleichgewicht zwischen gerinnungsfördernden und gerinnungshemmenden Faktoren. Einflüsse von außen oder innen können die Zusammensetzung des Blutes jedoch dahingehend verändern, dass die Entstehung einer Venenthrombose begünstigt wird. Mögliche Gründe dafür sind:
  • Blutgerinnungsstörungen
    APC-Resistenz, Protein-C-Mangel – es gibt eine Reihe zumeist angeborener Störungen der Blutgerinnung, die das Thromboserisiko steigern. Allerdings haben viele Menschen solch einen als Thrombophilie bezeichneten Gerinnungsfehler und entwickeln trotzdem nie in ihrem Leben eine Thrombose.

  • Blutkrankheiten wie die Polyzythämie, bei der sich zu viele Blutzellen im Blut befinden.

  • Schwangerschaft und Hormone
    Weibliche Hormone verstärken zum einen die Gerinnungsneigung des Blutes. Zum anderen bedingen sie, dass die Venen sich erweitern. Deshalb können eine Schwangerschaft, die Anti-Baby-Pille und Hormonpräparate gegen Wechseljahresbeschwerden die Entstehung einer Thrombose fördern. Bei Frauen, die rauchen, erhöht sich der Einfluss der weiblichen Hormone auf das Thromboserisiko nochmals deutlich.

  • Krebserkrankungen
    Bösartige Tumoren bewirken die Freisetzungen von Substanzen, welche die Blutgerinnung anregen. Nicht selten kann eine Thrombose sogar das erste Anzeichen eines Krebsleidens sein. Insbesondere Patienten, die zwei oder mehr Thrombosen hintereinander haben, sollten sich deshalb beim Arzt durchchecken lassen.

  • Anderweitige Krankheiten
    Hohes Fieber, Durchfall und Erbrechen haben ein Flüssigkeitsmangel zur Folge. Weil sich das Blut dadurch verdickt, kommt es leichter zu einer Thrombose. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Patienten mit diesen Krankheiten genügend Flüssigkeit zu sich nehmen.

Ursache 3: Veränderungen an der Gefäßwand

Schäden und Veränderungen an den Innenwänden der Venen erhöhen ebenfalls die Gerinnungsneigung des Blutes – und damit das Thromboserisiko. Mögliche Ursachen dafür sind:
  • Verletzungen der Gefäßwand durch eine Operation oder einen Unfall

  • Entzündungen, Blutergüsse und Tumoren in der Nähe der Venen

  • Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes

  • eine frühere tiefe Venenthrombose
    Venen, die schon einmal durch ein Blutgerinnsel verlegt waren, sind anfällig für eine erneute Thrombose.

  • Rauchen

Info

Veränderungen der Gefäßwand, der Zusammensetzung des Bluts und der Strömungsgeschwindigkeit - bereits im Jahre 1856 beschrieb der Berliner Pathologie Rudolf Virchow (1821 – 1902) die drei wesentliche Ursachen der Thrombose-Entstehung, die bis heute als so genannte Virchow-Trias in den medizinischen Lehrbüchern zu finden sind.

Übergewicht begünstigt die Entstehung von Thrombosen gleich auf doppelte Weise. Zum einen bewegen sich übergewichtige Menschen oft relativ wenig. Zum anderen lastet im Sitzen durch das Zusammenstoßen von Bauch und Oberschenkel ein so hoher Druck auf den Beinvenen, dass diese regelrecht abgeschnürt werden. Dadurch wird der Abfluss des Blutes aus den Beinen stark verlangsamt.

Unabhängig vom Gewicht steigt das Thromboserisiko mit zunehmendem Alter an. Dass sich eine Venenthrombose auf einen einzigen Auslöser zurückführen lässt, ist allerdings die Ausnahme. In der Regel kommen mehrere Risikofaktoren zusammen, bevor das Blutgerinnsel entsteht. Gar nicht selten erleiden Patienten auch eine Thrombose, für die keine erkennbare Ursache dingfest gemacht werden kann.

Wie äußert sich eine Venenthrombose?

  • Eine Thrombose kann sich sehr unterschiedlich bemerkbar machen – auch abhängig davon, in welcher Vene sich das Blutgerinnsel bildet, wie groß es ist und wie schnell es entsteht.

  • Häufigste Symptome einer akuten tiefen Venenthrombose sind eine plötzliche Schwellung des Beines, Spannungsgefühle und Schmerzen sowie eine bläulich verfärbte, glänzende Haut.

  • Da die Anzeichen wenig krankheitsspezifisch sind und sogar ganz fehlen können, werden Thrombosen bei nicht wenigen Patienten erst an Folgen wie einer Lungenembolie erkannt.

  • Um solche Komplikationen zu verhindern, ist es wichtig, den Arzt aufzusuchen, wenn ein oder mehrere der möglichen Krankheitszeichen neu auftreten.

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Eine Thrombose kann verschiedene Beschwerden hervorrufen. Welche und wie ausgeprägt diese sind, hängt auch davon ab, welches Blutgefäß betroffen ist, wie groß das Blutgerinnsel ist und wie schnell es sich bildet. Für die Patienten ist die Erkrankung nicht leicht zu erkennen. Das liegt daran, dass die Symptome oft wenig spezifisch sind und auch durch anderweitige Krankheitsbildern bedingt sein können. Bei nicht wenigen Betroffenen verursachen Thrombosen gar keine Beschwerden und werden erst an Folgeerscheinungen wie einer Lungenembolie oder einem postthrombotischen Syndrom erkannt. Deshalb bezeichnen Ärzte die Krankheit manchmal auch als „lautlose Gefahr“.

Häufigste Symptome: Schmerzen, Schwellung, Hautveränderungen

Umso wichtiger ist daher, die möglichen Anzeichen einer Thrombose ernst zu nehmen und sie lieber einmal zu viel als einmal zu wenig vom Arzt abklären zu lassen. Folgende Symptome deuten auf eine tiefe Beinvenenthrombose hin:
  • Plötzliche Schwellung der Wade, der Knöchelregion oder des gesamten Beins
  • Schwere- und Spannungsgefühl in der betroffenen Region, das beim Hochlegen des Beines nachlässt
  • Die Haut des betroffenen Beinabschnitts ist bläulich verfärbt, glänzt und fühlt sich wärmer an als am anderen Bein.
  • Sichtbar verstärkte oberflächliche Venen – diese so genannten Warnvenen entstehen, weil das Blut über die verschlossene tiefe Vene nicht mehr richtig abfließen kann und sich deshalb Umwege sucht.
  • Schmerzen, vor allem in der Wade, die sich beim Beugen des Fußes oder auf Druck verstärken. Die Schmerzen werden meist als ziehend beschrieben und können sich wie ein Muskelkater anfühlen.
  • Leichtes Fieber und ein beschleunigter Puls
Die sehr viel seltenere Armvenenthrombose macht sich durch entsprechende Krankheitszeichen an der oberen Extremität bemerkbar. Hier sind die Beschwerden oft stärker ausgeprägt als bei einem Blutgerinnsel in den Beinvenen.
Auch wenn einige der genannten Symptome fehlen, ist eine Thrombose der tiefen Beinvenen keineswegs ausgeschlossen. Oder anders herum formuliert: Tritt nur eine dieser Beschwerden an einem Bein neu auf, besteht zumindest der Verdacht auf die Erkrankung. Dann sollten die Patienten umgehend einen Arzt kontaktieren, am besten einen Phlebologen in ihrer Nähe. Denn je früher die Thrombose behandelt wird, desto geringer ist der Gefahr, dass es zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer Lungenembolie kommt.

Info

Kommen zu den Beschwerden im Bein Brustschmerzen und Atemnot hinzu, deutet das auf eine Lungenembolie hin. Da es sich bei diesem lebensbedrohlichen Krankheitsbild um einen akuten Notfall handelt, muss dann sofort ein Krankenhaus aufgesucht oder der Rettungswagen gerufen werden.

Wie wird eine tiefe Venenthrombose festgestellt?

  • Die Schilderung der Beschwerden und der Krankengeschichte sowie die anschließende körperliche Untersuchung geben dem Arzt erste Hinweise auf eine tiefe Venenthrombose.

  • Um die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose einzuschätzen, benutzt der Phlebologe dazu Fragebögen wie den Wells-Score.

  • Gesichert wird die Diagnose heute mit der so genannten farbcodierten Duplex-Sonografie – einer Ultraschalluntersuchung, die den Blutfluss in den Venen und vorliegende Verschlüsse sichtbar macht.

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Bei Verdacht auf eine Thrombose erkundigt der Arzt sich zunächst, welche Beschwerden vorliegen und wie lange sie schon bestehen. Zudem fragt er seinen Patienten nach anderweitigen Erkrankungen und Risikofaktoren für eine tiefe Venenthrombose wie größeren Operationen vor weniger als 12 Wochen oder einer längeren Bettlägerigkeit. An dieses Anamnese genannt Gespräch schließt sich eine ausführliche körperliche Untersuchung an. Dabei misst und vergleicht der Phlebologe unter anderem den Umfang beider Waden und prüft, ob im betroffenen Bein Flüssigkeitsansammlungen vorliegen.

Für Anamnese und körperliche Untersuchungen gibt es Fragebögen wie den Wells-Score. Anhand eines Punkte-Systems kann der Arzt damit aus den Befunden ermitteln, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es sich um eine Venenthrombose handelt. Bei niedriger bis mittlerer Wahrscheinlichkeit, können D-Dimer-Tests weiteren Aufschluss bringen. D-Dimere sind Spaltprodukte von Fibrin, einem in Blutgerinnseln enthaltenen Eiweiß. Da der Körper versucht, den Thrombus wieder abzubauen, ist der D-Dimer-Wert im Blut bei einer akuten Thrombose für Tage bis Wochen erhöht. Fällt der Test normal aus, schließt das die Erkrankung in der Regel aus.

Wichtigste Untersuchungsmethode Ultraschall

Allerdings können auch Infektionen, Verletzungen, Blutergüsse, Tumoren oder eine Schwangerschaft die D-Dimer-Werte erhöhen. Sicher feststellen beziehungsweise ausschließen lässt die Erkrankung mit einer Ultraschalluntersuchung. Bei der sogenannten Kompressionssonografie presst der Phlebologe den Schallkopf des Ultraschallgeräts auf die zu untersuchenden Venen. Sind sie frei durchgängig, lassen sie sich dadurch komplett zusammendrücken. Befindet sich im Inneren ein Blutgerinnsel, kann der Arzt die Vene nicht oder nur wenig komprimieren.

Moderne Ultraschallgeräte ermöglichen es, den Blutfluss in den Venen und eventuell vorliegende Verengungen sehr gut sichtbar zu machen – von außen und ohne Risiken für die Patienten. Diese farbkodierte Duplex-Sonografie hat die Phlebografie mittels Röntgenstrahlen – einst die Standard-Methode zur Diagnose von Thrombosen – heute weitgehend abgelöst. Andere bildgebende Untersuchungsverfahren wie die Computertomografie oder die Magnetresonanztomografie werden in erster Linie bei bestimmten Fragestellungen eingesetzt, etwa um die Ausdehnung einer Thrombose der Beckenvenen zu bestimmen.

Wie wird eine Thrombose behandelt?

  • Um Komplikationen wie eine Lungenembolie zu verhindern, sollte jede Venenthrombose umgehend ärztlich behandelt werden.

  • Die Behandlung erfolgt mit Medikamenten, die die Blutgerinnung hemmen, und einer Kompressionstherapie.

  • Zur Akuttherapie in den ersten Tagen setzen Ärzte als Gerinnungshemmer meist so genannte Heparine ein, die unter die Haut gespritzt werden.

  • Daran an schließt sich eine mehrmonatige Erhaltungstherapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten in Tablettenform, die den Heilungsprozess unterstützt und einer erneuten Thrombose vorbeugt.

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Eine Thrombose sollte immer und so schnell wie möglich vom Arzt behandelt werden. Das dringlichste Ziel besteht zunächst darin, zu verhindern, dass sich das Blutgerinnsel von der Gefäßwand ablöst und eine Lungenembolie verursacht. Darüber hinaus verbessert ein frühzeitiger Therapiebeginn die Chance, dass es dem Körper gelingt, den Thrombus wieder vollständig oder zumindest teilweise zu beseitigen. Dadurch lassen sich dauerhafte Schäden der betroffenen Venen und damit verbundene Folgen wie ein postthrombotisches Syndrom vermeiden.

Akuttherapie mit gerinnungshemmenden Mitteln

Sobald die Diagnose feststeht, bekommen Thrombosepatienten deshalb Medikamente, die ihre Blutgerinnung hemmen. Diese umgangssprachlich oft als Blutverdünner bezeichneten Mittel – Mediziner sprechen von Antikoagulantien - sorgen dafür, dass das Blutgerinnsel nicht weiter wächst und senken so die Gefahr einer Lungenembolie. Für die so genannte initiale Antikoagulation werden oft so genannte Heparine eingesetzt, die unter die Haut gespritzt werden müssen. Anders als vor einigen Jahren sind für die akute Therapie der tiefen Venenthrombose heute aber auch Gerinnungshemmer zum Schlucken zugelassen.

Erhaltungstherapie für mehrere Monate

Schon während der einige Tage dauernden initialen Behandlung beginnt der Körper mit den Aufräumarbeiten. Er baut das Gerinnsel ab und versucht, die Venen wieder frei zu bekommen. Um diesen Prozess zu unterstützen und einer erneuten Thrombose entgegen zu wirken, verschreibt der Phlebologe seinem Patienten Gerinnungshemmer in Tablettenform. In der Regel wird diese Erhaltungstherapie drei bis sechs Monate fortgesetzt, bei Thrombosen der Beckenvene oder einer Lungenembolie auch länger.

Kompressionstherapie – Grundbaustein der Behandlung

Die zweite Säule der Behandlung einer Beinvenenthrombose ist die Kompressionstherapie. Im Akutstadium verringert sie die Schmerzen und die Schwellung und trägt dazu bei, dass das Blutgerinnsel nicht weiter wächst. Auf längere Sicht gesehen, verringert eine konsequente Kompressionsbehandlung sowohl die Häufigkeit als auch die Schwere des postthrombotischen Syndroms. Den Kompressionsstrumpf sollten die Patienten mindestens so lange tragen, wie sie ihre gerinnungshemmenden Medikamente einnehmen.

In den ersten Stunden nach einer akuten Thrombose besteht die Möglichkeit, das Blutgerinnsel mit einem speziellen Medikament direkt aufzulösen. Thrombolyse heißt dieses Verfahren, das bei Venenthrombosen aber nur in seltenen Ausnahmefällen eingesetzt wird. Bei jungen Patienten mit einer ausgedehnten, bis in Becken reichenden Thrombose kann auch eine operative Entfernung des Gerinnsels in Erwägung gezogen werden. Dabei müssen der Nutzen und die Risiken einer solchen Thrombektomie sorgfältig abgewogen werden.

Info

Strenge Bettruhe in den ersten Tagen – diese lange übliche Grundregel bei einer akuten Beinvenenthrombose gilt heute nur noch für Betroffene, die das Blutgerinnsel im auch Liegen entwickelt haben, etwa nach einer Operation. Alle anderen Patienten, können – sobald die Behandlung mit Gerinnungshemmern und die Kompressionstherapie begonnen wurde –, aufstehen und sich bewegen. Viel zu laufen, lindert die Beschwerden und fördert die Rückbildung einer Thrombose.

Ein erfahrener niedergelassener Arzt – am besten ein Venenspezialist – kann die meisten Thrombose-Patienten ambulant behandeln. Bei einer Lungenembolie sollte die Therapie stets im Krankenhaus erfolgen. Bis zur Jahrtausendwende wurden alle Thrombosen stationär behandelt.

Wie verläuft eine Thrombose und welche Vorbeugungsmöglichkeiten gibt es?

  • Wird eine Thrombose schnell und konsequent therapiert, haben die Patienten gute Chancen auf vollständige Heilung.

  • Häufigste Spätfolgen einer tiefen Beinvenenthrombose sind ein postthrombotisches Syndrom und Krampfadern.

  • Risikofaktoren wie Rauchen und Übergesicht auszuschalten, Sport und Bewegung wirken vorbeugend gegen Thrombosen.

  • Wegen der erhöhten Gefahr einer erneuten Thrombose sind die vorbeugenden Maßnahmen für Personen, die schon einmal betroffen waren, besonders wichtig.

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Dank der Fortschritte bei Diagnostik und Therapie heilt die Mehrzahl aller Thrombosen wieder vollständig aus. Entscheidend für die Prognose ist, dass die Erkrankung frühzeitig und konsequent behandelt wird. Das verhindert die am meisten gefürchtete akute Komplikation – eine Lungenembolie – und senkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Patienten ein postthrombotisches Syndrom entwickeln. Diese mit Abstand häufigste Spätfolge einer tiefen Venenthrombose kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Nach einer durchgemachten TVT entwickeln sich oft so genannte sekundäre Krampfadern, die sich in der Regel aber gut behandeln lassen.

Aktiv vorbeugen, Thromboserisiko senken

Das Rauchen aufhören, Übergewicht reduzieren, auf andere Verhütungsmittel umstellen – um einer Thrombose vorzubeugen, sollten möglichst viele der beeinflussbaren Risikofaktoren ausgeschaltet werden. Sport und Bewegung wirken der Entstehung von Blutgerinnseln ebenso entgegen wie ein venengesunder Lebensstil. Noch wichtiger als bei Gesunden sind diese Vorsorgemaßnahmen für Menschen, die schon einmal eine tiefe Beinvenenthrombose hatten. Denn bei ihnen ist die Gefahr einer erneuten Thrombose erhöht.

Besondere Vorsicht ist dann in Risikosituationen geboten, also auf längeren Reisen in Flugzeug, nach Operationen, bei Bettlägerigkeit oder anderweitigen Einschränkungen der Beweglichkeit. Hier empfehlen Experten, Kompressionsstrümpfe zu tragen. Ob in diesen Situationen eine vorbeugende Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten ratsam ist, sollten die Patienten mit dem Arzt besprechen, am besten mit einem Phlebologen in ihrer Nähe.

Thrombose und COVID-19

In einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf, der sogenannten „Hamburg City Health Study“ (HCHS) traten auch bei milden Verläufen einer COVID-19-Infektion vermehrt Thromboseerkrankungen bei den Betroffen auf. Durch eine Ultraschalluntersuchung der Beine konnten zwei- bis dreifach häufiger Zeichen einer zurückliegenden Beinvenenthrombose nachgewiesen werden. Weiterhin konnten auch an anderen Organen wie Herz, Lungen und Nieren anhaltende Funktionseinschränkungen nachgewiesen werden. In der Studie wurden 443 Personen nach einer SARS-CoV-2 Infektion mit nur leichteren Symptomen umfassend untersucht. Es wurden das Herz-Kreislauf- und Gefäßsystem, die Lunge, die Nieren und das Gehirn auf Funktion, Struktur und mögliche Folgeschädigungen im Mittel zehn Monate nach der SARS-CoV2-Infektion untersucht. Anhand von Fragebögen wurde die Lebensqualität erfasst. Zum Vergleich wurden 1328 Teilnehmer:innen ähnlichen Alters, Geschlechts und Bildungsstatus aus dem HCHS Datensatz vor Ausbruch der Pandemie ausgewählt. Die Studie wurde mit Unterstützung der Freien und Hansestadt Hamburg unter Beteiligung von mehr als zehn Kliniken und Instituten des UKE durchgeführt.

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