In Kürze: Funktion des Beinvenensystems
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In den Beinvenen muss das Blut Richtung Herz abtransportiert werden – oft entgegen der Schwerkraft und, anders als in den Arterien, ohne die Unterstützung der Herzpumpe.
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Damit das Blut nicht fußwärts fließen kann, besitzen alle größeren Beinvenen Venenklappen, die wie ein Rückschlagventil wirken.
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Bewegungen der Beine setzen die Muskelpumpe in Gang, die das Blut in den tiefen Beinvenen aktiv vorantreibt.
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Gemeinsam sorgen Venenklappen und Muskelpumpe dafür, dass der venöse Blutfluss in den Beinen ausschließlich in eine Richtung läuft – von den oberflächlichen in die tiefen Venen und dort nach oben zum Herz.
Je nach Körpergröße müssen bei einem erwachsenen Menschen tagtäglich zwischen 7.000 und 10.000 Liter Blut durch den Blutkreislauf befördert werden. Die Arterien, die sämtliche Organe und Gewebe mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut versorgen, bekommen dabei die Unterstützung des Herzens. Mit jeder Kontraktion pumpt es das Blut aktiv in diesen Teil des Gefäßsystems. Solch einen Motor gibt es im Venensystem nicht. Dabei haben insbesondere die Beinvenen Schwerstarbeit zu verrichten. Beginnend an den Zehenspitzen müssen sie das gesamte Blut aus den Beinen zurück Richtung Herz transportieren – im Sitzen und Stehen entgegen der Schwerkraft.
Venenklappen richten den Blutfluss
Um das möglich zu machen, hat die Natur alle größeren Venen der unteren Extremität in regelmäßigen Abständen mit so genannten Venenklappen ausgestattet. Sie teilen die Gefäße in Segmente und sorgen dort wie eine Art Rückschlagventil dafür, dass das Blut ausschließlich in eine Richtung fließen kann – nämlich zum Herzen hin. Bei den Venenklappen handelt es sich Ausstülpungen der Gefäßwand, die kleinen Segeln ähneln, deren Spitzen sich in der Mitte der Vene treffen. Ist der Blutstrom herzwärts gerichtet, werden sie angehoben, legen sich an Venenwand an und öffnen sich so. Beginnt das Blut Richtung Fuß zu fließen, presst das die Klappensegel so fest zusammen, dass das „Ventil“ sich vollständig schließt.
Beim Aufbau des venösen Systems der Beine unterscheiden Ärzte zwischen den in der Haut und im Unterhautfettgewebe verlaufenden oberflächlichen und den in die Muskulatur eingebetteten tiefen Venen. In jedem dieser Systeme besitzen die Gefäße ab einem gewissen Durchmesser Venenklappen. Gleiches gilt für die so genannten Perforansvenen, die oberflächliche und tiefe Venen miteinander verbinden. Im Verbund geben die zahlreichen Venenklappen – allein an der großen Stammvenen sind es bis zu 20 Stück – dem Fluss des venösen Bluts in den Beinen eine fixe Richtung vor – von den oberflächlichen Venen ins tiefe Venensystem und dort weiter nach oben zum Herzen.
Info
Von Krampfadern über die chronische venöse Insuffizienz bis hin zum postthrombotischen Syndrom – nicht vollständige schließende Venenklappen spielen bei einer Reihe von Venenleiden eine Rolle. Dabei kann die Klappeninsuffizienz, wie Fachleute dazu sagen, sowohl Ursache als auch Folgeerscheinung von Erkrankungen des Venensystems sein.
Muskelpumpe – der Bluttreiber in den Beinvenen
Die Venenklappen verhindern zwar, dass das Blut fälschlicherweise fußwärts fließt, es entgegen der Schwerkraft aus der unteren Extremität transportieren können sie aber nicht. Hauptverantwortlich dafür ist die Muskelpumpe, die beim Bewegen von Füßen und Beinen automatisch aktiviert wird. Die tiefen Beinvenen liegen größtenteils zusammen mit der Muskulatur in einer nur wenig dehnbaren Hülle aus Bindegewebe, der so genannten Faszie. Deshalb werden sie bei jeder Anspannung der umliegenden Muskeln zusammengepresst und dabei regelrecht ausgequetscht. Wegen der Venenklappen strömt das in dem Gefäß befindliche Blut dadurch zwangsläufig herzwärts. Erschlafft die Muskulatur, erweitern sich die Venen wieder. Der dabei entstehende Sog sorgt dann dafür, dass Blut aus den weiter unten liegenden Segmenten und aus dem oberflächlichen Venensystem in die tiefen Venen nachfließt.
Abhängig von der Lokalisation unterscheiden Fachleute die Zehen- und Fußsohlenpumpe, die Sprunggelenk- und Kniegelenkpumpe und die Oberschenkelmuskelpumpe. Besonders wichtig für den Abtransport des venösen Bluts aus den Beinen ist die Wadenmuskelpumpe, die bei so alltäglichen Aktivitäten wie Gehen, Laufen, Treppensteigen oder Radfahren in Gang gesetzt wird. Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Mechanismen, die den Blutfluss im Venensystem unterstützen. Zum einen entfaltet das Herz eine gewisse Sogwirkung. Zum anderen herrscht im Brustkorb ein Unterdruck, der sich beim Einatmen verstärkt und das Blut aus den Beinvenen ansaugt.